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Version 1.05f - 2015

Standard "Pflege von Senioren mit einem Pankreaskarzinom"

 
Nur wenige Tumorerkrankungen sind so aggressiv wie ein Pankreaskarzinom. Es wird zumeist erst dann entdeckt, wenn an eine Therapie schon nicht mehr zu denken ist. Die Versorgung von Betroffenen beschränkt sich letztlich auf die Palliativpflege.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Pflege von Senioren mit einem Pankreaskarzinom"
Definition:
  • Das Pankreaskarzinom ist eine bösartige Gewebeneubildung der Bauchspeicheldrüse.
  • Der Tumor entsteht in den meisten Fällen im Bereich des Pankreaskopfes. Die Geschwulst metastasiert bereits in einem frühen Krankheitsstadium in die umliegenden Lymphknoten, in die Leber, in die Lunge und in das Bauchfell.
  • Männer sind häufiger als Frauen betroffen. Das Verhältnis liegt bei 1,5 zu 1.
  • Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 70 bis 80 Jahren. Es gibt etwa 10 Neuerkrankungen auf 100.000 Einwohner.
Grundsätze:
  • Je früher ein Tumor entdeckt wird, umso besser sind die Heilungschancen. Und selbst wenn keine Heilung mehr möglich ist, verlängert eine frühzeitige Entdeckung die restliche Lebensspanne und verbessert die Lebensqualität.
  • Bei den meisten Betroffenen ist mit einem Ableben innerhalb von Monaten zu rechnen. Daher tritt die Verbesserung der aktuellen Lebensqualität in den Vordergrund.
  • Wir beachten den Wunsch eines Bewohners, die Erkrankung gegenüber Angehörigen und Mitbewohnern vertraulich zu behandeln.
  • Wir nehmen alle Schmerzäußerungen des Bewohners ernst.
  • Nur wenn der Bewohner umfassend über seine Erkrankung informiert ist, kann er als Partner des Arztes aktiv an seiner Behandlung mitwirken.
Ziele:
  • Ein Pankreaskarzinom wird möglichst frühzeitig erkannt.
  • Der Bewohner ist korrekt über die Schwere der Krankheit informiert.
  • Die Lebensqualität des Bewohners wird verbessert, insbesondere hat der Bewohner keine unnötigen Schmerzen.
  • Der Bewohner ist bis zum Ende in das soziale Leben integriert.
Vorbereitung: Risikofaktoren
  • Wir prüfen, welche Risikofaktoren vorliegen. Je mehr davon gegeben sind, um so höher ist das Risiko:
  • Der Bewohner konsumiert große Mengen Alkohol.
  • Der Bewohner ist Raucher. Raucher erkranken zwei- bis dreimal häufiger als Nichtraucher.
  • Es liegt eine ausgeprägte Adipositas vor.
  • In der Familie des Bewohners gibt es andere Fälle von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Es ist also eine genetische Disposition zu vermuten.
  • Der Bewohner leidet unter einer chronischen Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung).
Symptome
  • Wir achten auf Symptome, die für die Entwicklung eines Pankreaskarzinoms sprechen. Uns ist dabei bewusst, dass die Erkrankung zunächst asymptomatisch verläuft und erst in fortgeschrittenen Krankheitsstadien zu Beschwerden führt. Die Symptomatik ähnelt dann dem einer Pankreatitis.
    • Der Bewohner klagt über Schmerzen im Bereich des Ober- und Mittelbauchs. Die Beschwerden strahlen häufig gürtelförmig in den Rücken aus.
    • Es stellt sich eine Appetitlosigkeit ein. Das Gewicht des Bewohners reduziert sich.
    • Es kommt zu Fieber, ohne dass eine Infektion erkennbar wäre.
    • Der Bewohner klagt über Völlegefühl.
    • Es kommt zu Juckreiz (als Folge der Abflussstörung der Galle).
    • Der Bewohner ist müde und antriebsarm.
    • Der Bewohner leidet unter Diabetes mellitus.
    • Es kommt zu einem Ikterus. Die Aufstauung der Gallenblase ist tastbar.
    • Der Bewohner ist anfällig für Thrombosen.
  • Wenn es hinreichende Anzeichen für eine Tumorerkrankung gibt, sollte der Bewohner zeitnah einem Arzt vorgestellt werden.
Durchführung: Pflege nach einer operativen Tumorentfernung
  • Abhängig vom Umfang der Operation, deren Erfolg und der physischen Konstitution des Bewohners ist mit verschiedenen Pflegeproblemen zu rechnen. Etwa:
  • Nach einer Pankreatektomie muss ggf. eine Wundbeobachtung und -Versorgung durchgeführt werden.
  • Der Allgemeinzustand muss beobachtet werden. Wenn plötzlich Fieber, Erbrechen, Bauchschmerzen, anhaltende Obstipation, Teerstuhl oder eine Kreislaufschwäche auftreten, können das Anzeichen einer Anastomoseninsuffizienz sein.
  • Der Bewohner leidet an einer Pankreasinsuffizienz, also an einem Funktionsverlust der Bauchspeicheldrüse. Die fehlenden Pankreasenzyme werden dem Bewohner in Tablettenform appliziert.
  • Eine häufige Folge ist eine reduzierte Fettverdauung, die sich durch Fettstühle (Steatorrhoe) bemerkbar macht. Der Bewohner sollte eine fettarme, dafür protein- und vitaminreiche Kost erhalten, die sich auf sechs bis acht kleinere Mahlzeiten am Tag verteilen.
  • Nur in seltenen Fällen ist eine Strahlen- oder Chemotherapie Erfolg versprechend. Falls eine dieser Optionen dennoch gewählt wird, ist mit entsprechenden Nebenwirkungen zu rechnen. Die Vorgaben der Standards "Chemotherapie" sowie "Strahlenbehandlung" werden umgesetzt.
  • Viele Betroffene leiden unter einer teils erheblichen Schmerzbelastung. Die Analgetikatherapie richtet sich nach dem Stufenschema der WHO. Therapieresistente Schmerzen erfordern ggf. eine Nervenblockade des Plexus coeliacus.
  • Als Folge einer Pankreasentfernung leiden viele Betroffene postoperativ an einer insulinpflichtigen Diabetes mit teils hohen Dosierungen. Ggf. erhält der Bewohner eine Diabetikerschulung.
weitere Maßnahmen:
  • Aufgrund der zumeist schlechten Prognose ist eine einfühlsame Betreuung wichtig.
  • Wir ermöglichen dem Bewohner, seinen Letzten Willen festzulegen. Insbesondere raten wir dem Bewohner dazu, eine Patientenverfügung zu erstellen.
Nachbereitung: Prognose:
  • 85 Prozent der Pankreaskarzinome sind bereits bei Stellung der Diagnose inoperabel. In diesen Fällen ist i.d.R. nur noch eine palliative Versorgung des Bewohners möglich. Dazu zählen auch chirurgische Eingriffe mit dem Ziel, die ableitenden Gallenwege freizuhalten.
  • Nach der Diagnosestellung beträgt die durchschnittliche Überlebensdauer sechs Monate.
Dokumente:
  • Pflegebericht
  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Pflegeplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • alle Pflegekräfte
 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Pankreaskarzinom; Bauchspeicheldrüse; Krebs; Tumor
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