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Version 1.13g

Standard "Pflege bei altersabhängiger Makuladegeneration"

 
Jeder dritte alte Mensch leidet unter einer Makuladegeneration. Dank cleverer Hilfsmittel und neuer Behandlungsansätze stehen die Chancen für ein selbständiges Leben auch in den eigenen vier Wänden deutlich besser.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".

 

Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 
Standard "Pflege bei altersabhängiger Makuladegeneration"
Definition:
  • Die Makuladegeneration ist der häufigste Auslöser für schwere Sehbehinderungen im Alter. Es handelt sich um eine fortschreitende Schädigung der Makula, also des sog. "gelben Flecks" in der Netzhautmitte. In diesem Bereich ist die Sehkraft am besten entwickelt.
  • Es wird zwischen zwei Varianten der Makuladegeneration unterschieden:
    • Die sog. "trockene" Verlaufsform der Makuladegeneration ist mit einem Anteil von 85 Prozent die häufigere Variante. Sie ist die Folge der im Alter zunehmenden Ablagerungen von Stoffwechselprodukten in der Makula.
    • Bei der "feuchten" Verlaufsform kommt es zu einem krankhaften Einwachsen von Blutgefäßen in die Makula. Aus diesen Gefäßen tritt Flüssigkeit in die Netzhaut aus. In der Folge reduziert sich das Sehvermögen. Diese Variante ist mit einem Anteil von 15 Prozent deutlich seltener.
    • Es können auch beide Schädigungsformen gleichzeitig auftreten.
  • Dieser Standard ergänzt den Standard "Pflege von blinden und stark sehbehinderten Senioren", dessen Vorgaben auch bei altersabhängiger Makuladegeneration zu beachten sind.
Grundsätze:
  • Gemeinsam mit dem Klienten, seinen Angehörigen und dem Augenarzt wägen wir ab, ob der Aufwand und die Mühen einer Behandlung in Relation mit der erhofften Verzögerung des Krankheitsverlaufes stehen. Nicht alles, was medizinisch machbar ist, ist auch aus pflegerischer und ethischer Sicht sinnvoll und geboten. Dieses insbesondere bei sehr alten oder dementiell veränderten Senioren.
  • Wir arbeiten eng mit Augenärzten, Optikern und Selbsthilfegruppen zusammen.
Ziele:
  • Die Sehfähigkeit und die Lebensqualität des Klienten bleiben so lange wie möglich erhalten.
  • Die ärztliche Therapie wird unterstützt, insbesondere ist sichergestellt, dass der Klient alle verschriebenen Medikamente regelmäßig einnimmt.
Vorbereitung:

Wir achten auf Symptome, die für eine sich entwickelnde Makuladegeneration sprechen. Wenn es relevante Hinweise auf die Schädigung gibt, wird der Klient einem Augenarzt vorgestellt. Bei der telefonischen Kontaktaufnahme mit dem Augenarzt schildern wir bereits die Symptome und bitten um eine zeitnahe Terminvergabe. (Hinweis: Regelmäßige Augenarzttermine sollten unabhängig davon für alle Klienten geplant werden.)

  • Die Makuladegeneration bleibt in frühen Stadien häufig symptomfrei oder verläuft so langsam, dass die Einschränkungen vom Betroffenen nicht bewusst wahrgenommen werden.

  • Der Klient berichtet über Sehstörungen, insbesondere über Unschärfe, Verzerrungen. Gerade Linien wirken auf ihn wellig oder verbogen. Ggf. sind beide Augen betroffen.
  • Auffällig ist es auch, wenn der Klient das Buch oder die Zeitung schräg zum Kopf hält in der Hoffnung, dann schärfer sehen zu können.
  • Beim Lesen verschwinden einzelne Buchstaben oder erscheinen verdickt.
  • Der Klient klagt darüber, dass die Farbintensität in seinem Sichtfeld nachlässt.

  • Im weiteren Krankheitsverlauf reduziert sich das Sehvermögen des Klienten zunehmend. Es bildet sich im Zentrum seines Sichtfeldes ein "weißer Fleck". In der Folge kann der Patient ausgerechnet in dem Bereich nichts erkennen, auf den er konzentriert blickt. Das übrige Gesichtsfeld, also der Bereich um das Zentrum herum, bleibt erhalten.
  • Vor allem das Lesen, etwa von Büchern oder Zeitungen, fällt dem Betroffenen immer schwerer.
Durchführung: Einsatz von Hilfsmitteln
  • Zu Beginn der Erkrankung ist i.d.R. die Versorgung mit einer verstärkten Lesebrille ausreichend.
  • Oftmals lässt sich später die Alltagskompetenz durch die Nutzung von Lupen- oder Fernrohr-Brillen verbessern.
  • Im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf werden auch Bildschirmlesegeräte mit einer 40fachen Vergrößerung genutzt.
  • Wenn der Klient unterwegs ist, kann er im Supermarkt z.B. eine Taschenlupe mit Licht nutzen, mit der er etwa einen Preis oder das Verfallsdatum ablesen kann.
  • Viele Betroffene reagieren empfindlich auf Blendungen. Dieses kann durch die Nutzung von herkömmlichen Blendschutzgläsern oder mit sog. "Kantenfiltergläsern" vermieden werden.
Alltagskompetenzen
  • Durch den weißen Fleck im Blickfeldzentrum verliert der Klient auch die Fähigkeit, Gesichter zu erkennen. Zu Beginn jedes Einsatzes sollten sich die Pflegekräfte daher mit Namen vorstellen. Wir machen auch Freunde und Angehörige auf diese Problematik aufmerksam.
  • Wir prüfen, ob sich der Klient sicher im Straßenverkehr bewegen kann. Größere Hindernisse auf seinem Weg wird der Erkrankte i.d.R. erkennen können. Im Vergleich zum grünen Star ist die Orientierungsfähigkeit deutlich weniger eingeschränkt.
  • Im Alltag ist immer dann mit Problemen zu rechnen, wenn der Klient Schilder oder die Anzeige einer Ampel erkennen muss. Das Lesen von U-Bahn-Fahrplänen u.Ä. ist unmöglich. Wir raten dem Klienten, die Krankheit nicht zu verstecken, sondern sich von anderen Personen, auch fremden Passanten, helfen zu lassen.
Risikofaktoren
  • Zwei wichtige Risikofaktoren sind das Rauchen und Lichtexposition. Wir raten dem Klienten daher dazu, den Nikotinkonsum zu reduzieren und Aufenthalte im Sonnenlicht ohne hochwertige Sonnenbrille zu vermeiden.
  • Da auch Bluthochdruck das Fortschreiten der Erkrankung beschleunigen kann, regen wir eine entsprechende medikamentöse Therapie an.
  • Eine gesunde und vitaminreiche Ernährung hat offenbar einen positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf.
Mithilfe bei der ärztlichen Therapie
  • Die trockene Makuladegeneration kann ggf. durch hoch dosierte Vitamingaben verlangsamt werden, insbesondere durch Vitamin C, E und Beta-Karotin. Wir stellen sicher, dass der Klient die verschriebenen Präparate konsequent einnimmt.
  • Der Verlauf der "feuchten" Makuladegeneration lässt sich heute durch wachstumshemmende Wirkstoffe bremsen. Das Arzneimittel wird dem Betroffenen dafür direkt ins Auge injiziert. Diese Applikation muss mehrfach, etwa im Abstand von einem Monat, wiederholt werden. Neun von zehn Klienten berichten danach über eine Verbesserung der Sehkraft.
  • Es gibt viele unseriöse Anbieter, die etwa in Zeitschriftenanzeigen mit alternativen Heilmethoden werben. Diese sind zumeist sehr kostenintensiv. Wir raten dem Klienten dringend von diesen Therapien ab. Dazu zählen etwa Stirn-Akupunktur, Eigenbluttherapien, homöopathische Heiltechniken, Sauerstoff-Therapie oder gar Spritzen hinter das Auge.
weitere Maßnahmen
  • Wir stellen sicher, dass der Klient die ihm zustehenden Hilfsangebote annimmt, etwa das Blindengeld.
  • Wir versichern dem Betroffenen, dass es nicht zu einer vollständigen Erblindung kommt. Zwar verlieren viele Betroffene die Fähigkeit zum Lesen oder zum Fernsehen, die räumliche Orientierung bleibt jedoch erhalten. Der Klient kann sich also innerhalb seiner vertrauten Umgebung sicher bewegen.
  • Die Maßnahmen im Rahmen der Sturzprophylaxe werden intensiviert.
Nachbereitung:
  • Alle relevanten Krankheitsveränderungen werden dokumentiert und dem behandelnden Arzt zeitnah mitgeteilt.
  • Die Pflegeplanung wird regelmäßig an die sich verändernden Ressourcen und Pflegeprobleme angepasst.
Dokumente:
  • Berichtsblatt
  • Pflegeplanung
  • ärztliches Verordnungsblatt
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • alle Pflegekräfte
 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Makuladegeneration; AMD; Blindheit; Sehbehinderung; Erblindung; Auge
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