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Version 1.05 - 2016

Standard "allergisches Kontaktekzem"

 
Nickel in der Gürtelschnalle ist nur einer von vielen Tausend möglichen Auslösern eines Kontaktekzems. Mitunter ist detektivischer Spürsinn hilfreich, um den Verursacher der Quaddeln, Rötungen und Schwellungen zu finden.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "allergisches Kontaktekzem"
Definition:
  • Das allergische Kontaktekzem ist eine Entzündungsreaktion der Haut. Auslöser ist der Kontakt der Haut mit einem Allergen. Der häufigste Allergieauslöser ist Nickel, etwa in Modeschmuck oder in Gürtelschnallen. Aber auch Duft- und Konservierungsstoffe, Salbengrundlagen, Arzneistoffe, Gummiinhaltsstoffe, Textilwaren und Pflanzenbestandteile können die Symptomatik verursachen.
  • Zumeist werden die ersten Symptome 24 bis 48 Stunden nach dem Kontakt mit dem allergieauslösenden Stoff sichtbar. Das Maximum der Reaktion ist rund 72 Stunden nach dem Kontakt zu beobachten.

Bild: Häufige Lokalisationen des Kontaktekzems
Grundsätze:
  • Nicht jedes juckende Ekzem ist die Folge einer Allergie. Auch Überlastungen der Haut durch "gewöhnliche" Alltagssubstanzen sowie häufiger Wasserkontakt oder die Verwendung eines Haarföhns können ekzematische Reizungen auslösen oder etwa eine Neurodermitis.
Ziele:
  • Das allergische Kontaktekzem wird schnell erkannt.
  • Der Auslöser wird korrekt bestimmt. Wir entwickeln Strategien, um den Kontakt mit dem Allergen zukünftig konsequent zu vermeiden.
  • Die Hautschädigung bildet sich vollständig zurück. Eine zusätzliche Infektion mit Bakterien oder mit Pilzen wird vermieden.
Vorbereitung: Informationssammlung
  • Wir befragen den Bewohner im Rahmen des Erstgesprächs nach bekannten Allergien. Wenn der Bewohner aufgrund einer demenziellen Erkrankung keine sinnvollen Angaben machen kann, kontaktieren wir seine Angehörigen.
  • Wir prüfen, ob die Bewohnerbiografie Rückschlüsse auf etwaige Allergien zulässt. Dieses ist etwa der Fall, wenn der Bewohner als Maurer, Friseur, Maler/Lackierer oder als Pflegekraft arbeitete, diesen Beruf aber aufgeben musste.
  • Wir bitten den behandelnden Arzt, uns über bekannte Allergien zu informieren.
Symptome
Wir achten auf die typischen Symptome eines Kontaktekzems:
  • Die Haut ist gerötet. Die Rötung ist ausgeprägt, aber diffus ohne scharfe Begrenzung.
  • Das Gewebe im Bereich der Rötung ist ödematös geschwollen.
  • Die Haut juckt. Es bilden sich erbsengroße Papeln. Die Blasen platzen und hinterlassen nässende Läsionen. Zudem kann es zu einer Hauterosion kommen.
  • Im weiteren Verlauf verdickt und vergröbert sich die betroffene Hautzone. Häufig bilden sich kleine Hauteinrisse oder eine verstärkte Schuppung.
Durchführung: allgemeine Maßnahmen
  • Sofern der Auslöser offensichtlich ist, wird jeder Kontakt des Bewohners damit unverzüglich unterbunden.
  • Falls notwendig wird der Bewohner gründlich gewaschen oder gebadet, um den Allergieauslöser von der Haut zu entfernen.
  • Wir prüfen, ob es der Umfang der Hautschädigung notwendig macht, dass der Bewohner einem Hautarzt vorgestellt wird.
Ursachensuche
  • Wir versuchen, den Auslöser zu bestimmen. Relevant sind dabei alle Ereignisse, die maximal 48 Stunden vor dem Auftreten der ersten Rötung stattfanden.
  • Bei Senioren sind arzneimittelbedingte Hautausschläge häufig. Falls der Betroffene mehrere Salben oder Cremes verwendet, kann es schwierig sein, den Auslöser zu bestimmen. Hier ist es sinnvoll, in Absprache mit dem Arzt einzelne Medikamente wegzulassen und die Hautreaktionen zu beobachten.
  • Wir berücksichtigen, dass es zu einer Streuung kommen kann. Die Hautschädigung kann also auch in solchen Hautzonen auftreten, die keinen Kontakt mit dem Allergen hatten.
  • Der gleiche verschleiernde Effekt tritt auf, wenn sich der Bewohner kratzt. Das Allergen wird dann mit den Fingernägeln über den Körper verteilt.
  • Verdächtig ist ein Ekzem insbesondere dann, wenn zuvor erstmals ein neues Pflege- oder Waschmittel eingesetzt wurde.
  • Wir leiten den Bewohner dazu an, eigenständig ein Symptomtagebuch zu führen.
medikamentöse Therapie
  • In Absprache mit dem behandelnden Arzt erhält der Bewohner eine medikamentöse Therapie. Dazu zählen insbesondere Antihistaminika und Glukokortikoide als Creme, als Milch oder als Salbe.
  • Zusätzlich können kühlende Umschläge mit Antiseptika aufgelegt werden.
  • Gleichzeitig ist i. d. R. eine rückfettende Basistherapie notwendig. Wir nutzen z. B. W/O-Cremes oder W/O-Lotionen. Damit verhindern wir insbesondere eine Infektion.
Nachbereitung:
  • Während der Abheilung sollte der Bewohner auf die Benutzung von Kosmetika, Parfüm und Deodorants in dem betroffenen Bereich verzichten.
  • Nach vollständiger Abheilung der Hautveränderung erfolgt ggf. ein Epikutantest durch den Hautarzt.
  • Bekannte Allergene werden in der Pflegedokumentation und im Allergiepass vermerkt.
  • Sofern sich der auslösende Stoff feststellen lässt, muss der Bewohner zukünftig jeden Kontakt damit meiden. Der Pflegebedürftige wird umfassend über die Entstehung und die Vermeidung eines Kontaktekzems beraten.
Dokumente:
  • Allergiepass
  • Pflegebericht
  • Kommunikation mit dem Arzt
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • alle Mitarbeiter
 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema

Schlüsselwörter für diese Seite Haut; Ekzem; Allergie; Kontaktekzem
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.