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Version 1.05 - 2013

Standard "Brustwickel" (ambulante Pflege)

 
Ab und zu können Pflegekräfte einiges von Senioren lernen. Die heilende Wirkung von Brustwickeln etwa ist vielen alten Menschen noch aus ihrer Kindheit vertraut - lange bevor unsere modernen Antibiotika und Hustenlöser zur Verfügung standen. Bei einigen Krankheitsbildern ist diese Maßnahme indes strikt kontraindiziert.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Brustwickel" (ambulante Pflege)
Definition:
  • Der Brustwickel ist eine alternative Pflegemethode. Auf dem Brustbereich werden dabei Wickel angelegt, die eine wohltuende Wirkung haben. Häufig eingesetzt werden Kartoffel-, Zitronen- und Thymianwickel.
  • Hauptanwendungsgebiet des Brustwickels sind Atemwegserkrankungen wie Bronchitis (Entzündung der Bronchialschleimhaut), Pleuritis (Brustfellentzündung) oder Pneumonie (Entzündung des Lungenparenchyms).
Anmerkung: Bei der Durchführung von Brustwickeln gibt es zahlreiche (häufig lokale) Abweichungen. Sie sollten unser Muster daher an die in Ihrem Team übliche Vorgehensweise anpassen.
Grundsätze:
  • Die Anwendung von Wickeln wird ggf. mit dem behandelnden Hausarzt abgesprochen und wird nur von entsprechend fachkundigen Pflegekräften durchgeführt.
  • Brustwickel sind eine Ergänzung zu Medikamenten wie etwa Antibiotika und Antitussiva - aber kein Ersatz. Eine ärztliche Behandlung darf nicht dadurch verschleppt werden, dass zunächst versucht wird, die Krankheit per Brustwickel in "Eigenregie" zu kurieren.
  • Wir beachten strikt die Kontraindikationen.
  • Brustwickel zählen zwar zu den alternativen Pflegemethoden, können aber bei falscher Anwendung massiven Schaden erzeugen, etwa durch:
    • Auskühlen des Klienten
    • Verbrühen von Hautregionen
    • allergischen Hautreaktionen
  • Eine kontinuierliche Anwendung einer einzelnen Wickelmethode ist zumeist wirksamer als planloses Ausprobieren verschiedenster Varianten von Brustwickeln.
  • Die Anzahl der Anwendungen pro Tag ist abhängig von den Inhaltsstoffen sowie von der körperlichen Konstitution. Die Häufigkeit wird mit dem Hausarzt abgesprochen. Zumeist ist ein Wickel pro Tag ein guter Wert.
  • Für Wickel verwenden wir keine rein synthetischen Stoffe, da diese zu einem Wärmestau führen können. Synthetikmischungen sind mit Vorsicht zu nutzen.
  • Die Zusatzstoffe beziehen wir ggf. von der Apotheke oder von professionellen Postversendern. Produkte aus dem Supermarkt sind häufig kritisch zu sehen.
  • Heißes Wasser wird vor der Anwendung stets per Thermometer geprüft. Die Anzeige etwa des Durchlauferhitzers kann fehlerhaft sein. Es drohen Verbrennungen.
  • Wir beachten, dass das Temperaturempfinden von Klient zu Klient schwanken kann. Wir nehmen daher alle Äußerungen des Klienten stets ernst.
  • Die Zeit, in der der Brustwickel angelegt wird, lässt sich gut für eine psychosoziale Betreuung unserer Klienten nutzen.
  • Bei der Durchführung ist es wichtig, schnell aber nicht hastig vorzugehen, um den Klienten nicht unnötig auszukühlen.
  • Verwirrte und desorientierte Klienten dürfen während der Anwendung nicht allein gelassen werden.
Ziele:
  • Die Beschwerden lassen nach.
  • Die Durchblutung der Haut wird verbessert.
  • Das lokale Stoffwechselgeschehen wird unterstützt.
  • Unterschiedliche Zusätze wie etwa Wirkstoffe aus Heilkräutern oder ätherische Öle entfalten ihre wohltuende Wirkung.
  • Der Klient bekommt das Gefühl, dass seine Beschwerden ernst genommen werden und dass sein Wohlbefinden im Zentrum unserer Arbeit steht.
  • Der Klient kommt zur Ruhe und findet die Kraft für Selbstheilungsprozesse.
Vorbereitung: allgemein
  • In regelmäßigen Teambesprechungen werden die Erfahrungen mit Brustwickeln regelmäßig thematisiert. Also etwa, als wie wirksam sich verschiedene Methoden erwiesen haben.
Indikation
  • Wir setzen Brustwickel bei folgenden Krankheitsbildern ein:
  • Atemunterstützung im Rahmen der Pneumonieprophylaxe
  • Pneumoniebehandlung
  • trockener Husten
  • Bronchitisbehandlung
Kontraindikation
Wir verzichten i.d.R. auf den Einsatz von Brustwickeln bei folgenden Krankheitsbildern:
  • hohes Fieber (Ein Brustwickel darf nicht verwendet werden, da sonst die Temperatur noch weiter ansteigen würde.)
  • allgemeine Schwäche
  • deutliche Herzkreislaufeinschränkung
  • Bluthochdruck
  • zu niedriger Blutdruck
Wenn der Klient unter einem eingeschränkten Temperaturempfinden leidet, werden keine heißen Brustwickel, sondern ggf. Ölkompressen eingesetzt. Typische Krankheitsbilder sind:
  • Polyneuropathie (Erkrankung peripherer Nerven aus nichttraumatischer Ursache)
  • arterielle Verschlusskrankheit
  • Cortisonhaut
notwendiges Material
  • Innentuch: weiches Baumwolltuch, je nach Körperumfang 30 bis 50 cm breit
  • Außentuch: Baumwoll- oder Leinentuch, etwa 20 cm größer als das Innentuch
  • ein größeres Wringtuch
  • Wickellösung: gr. Schüssel mit 40 bis 50 °C warmen Wasser
  • individuelle Zusätze für das Wasser
weitere Maßnahmen:
  • Für die erfolgreiche Anwendung von Brustwickeln ist Ruhe notwendig. Wir planen den Einsatz so, dass der Klient während der Durchführung und 30 Minuten danach nicht gestört wird. Zudem sollte der Klient vor der Maßnahme nicht körperlich aktiv gewesen sein.
  • Der Klient wird über die Maßnahme informiert und stimmt dieser zu.
  • Fenster und Türen werden geschlossen und der Raum ggf. geheizt.
  • Dem Klienten wird ein Toilettengang angeboten.
  • Vor dem Anlegen der Wickel werden der Bewusstseinszustand und die Vitaldaten des Klienten ermittelt.
  • Der Klient  wird bequem gelagert.
  • Dem Klienten wird ein Getränk angeboten.
  • Soweit der Klient zustimmt, werden der Fernseher und das Radio ausgeschaltet.
  • Der Klient wird aufgefordert, etwa bei einem Juckreiz oder Schmerzen die Pflegekraft zu rufen.
Durchführung: reguläre Anwendung
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.



  • Das Innentuch wird von beiden Seiten zur Mitte hin aufgerollt. (Es erinnert dann an die Form einer antiken Schriftrolle.)
  • Das Wringtuch wird auf dem Tisch ausgebreitet. Das Innentuch wird auf dem Wringtuch abgelegt.
  • Nun gießt die Pflegekraft das heiße Wasser (Wickellösung) über das Innentuch, bis dieses völlig durchfeuchtet ist.
  • Die Pflegekraft fasst das Wringtuch an den trockenen Enden. Durch ein kraftvolles Verdrehen der Tuchenden gegeneinander wird dem Innentuch Feuchtigkeit entzogen.
  • Die Pflegekraft und danach der Klient prüfen, ob das Tuch nicht zu heiß ist. Ansonsten drohen Verbrennungen. Dennoch wird der Klient darauf vorbereitet, dass es heiß werden wird und dass er das anfängliche Hitzegefühl ertragen sollte.
  • Die Pflegekraft legt das Tuch faltenfrei um den Brustkorb. Dieses geschieht von der Lendenwirbelsäule aus in Richtung Bauch. Die Pflegekraft bedeckt das Innentuch danach sofort mit dem Außentuch.
  • Der Klient wird danach mit einem Schaffell oder der Bettdecke vor Auskühlung geschützt. Wichtig: Auch die Füße müssen zugedeckt werden.
  • Ggf. stellen wir dem Klienten eine Wahrnehmungsaufgabe. Er soll etwa später berichten, wohin die Wärme ausgestrahlt hat.
  • Die Pflegekraft überprüft nun engmaschig das Befinden des Klienten. Sofern er nicht über Beschwerden klagt, sollte der Brustwickel 30 Minuten aufgelegt bleiben.
  • Die Pflegekraft nimmt den Wickel ab. Sie kontrolliert die darunter liegende Haut auf allergische Reaktionen.
  • Danach wäscht sie den Brustkorb und trocknet ihn ab.
  • Ggf. erhält der Klient frische Bekleidung, etwa wenn er stark schwitzte.
  • Der Klient sollte eine halbe Stunde ruhen.
Kartoffelkompresse:
Ein Brustwickel mit Kartoffeln wirkt schleimlösend, schmerzlindernd und krampflösend. Die Wirkung basiert auf der Fähigkeit der Kartoffeln, Wärme über längere Zeit zu halten und abzugeben. zusätzliches Material:
  • Zwischendecke aus Leinen
  • fünf bis sieben Kartoffeln, gesäubert und mit Schale gekocht
  • Klebeband
Ausführung:
  • Die heißen Kartoffeln werden auf dem Innentuch abgelegt. Die Ränder des Tuches sollten die Kartoffeln von allen Seiten bedecken. Die Kartoffeln werden zerdrückt.
  • Mit Klebeband wird die Kompresse verschlossen und sollte dann rund zehn Minuten abkühlen.
  • Der Klient prüft die Temperatur. Achtung: Das Kartoffelinnere ist viel heißer als die Oberfläche!
  • Die Kompresse wird mit einem Zwischentuch umwickelt und auf der Brust des Klienten abgelegt.
  • Der Klient wird befragt, ob die Temperatur angenehm ist.
  • Der Brustwickel wird auf der Brust belassen, bis er die Wärme abgegeben hat. Falls notwendig kann die Kompresse mit einer Wärmflasche wieder aufgeheizt werden.
Brustwickel mit Thymian:
Ein Brustwickel mit Thymian fördert die Sekretlösung und lindert Verkrampfungen. Er hemmt zudem das Bakterienwachstum. zusätzliches Material:
  • sechs Esslöffel Thymiankraut
  • Zwischentuch
  • Wärmflasche
Herstellung des Thymianzusatzes:
  • Das Thymiankraut wird mit einem viertel Liter fast kochendem Wasser übergossen. Das Gemisch sollte dann einige Minuten ziehen und wird dann durch ein Sieb in die Schüssel abgegossen.
  • In die Schüssel wird dann erneut ein viertel Liter fast kochendes Wasser gegeben.
  • Der Zusatz kann nach dem Abkühlen als Wickellösung genutzt werden.


+++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++






 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Zitronenwickel; Wickel; Infektion; Pneumonieprophylaxe; Bronchitis; Erkältung
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