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Version 2.05 - 2017

Standard "Dienstübergabe"

 
Die Dienstübergabe gehört zu den wichtigsten Qualitätswerkzeugen einer Pflegeeinrichtung und sollte daher bevorzugt standardisiert werden. Mit unserer Mustervorlage können Sie Ihren eigenen Standard erstellen.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Dienstübergabe"
Definition:
  • Die Dienstübergabe ist ein mündlicher Informationstransfer zwischen den Mitarbeitern der Früh-, Spät- und Nachtschicht. Wir tauschen dort alle Informationen aus, die aktuell für die Pflege und Versorgung der Bewohner von Bedeutung sind.
  • Jeder Wohnbereich führt eine eigene Dienstübergabe durch. Sie erfolgen zwischen dem Frühdienst und dem Spätdienst mit einer Dauer von 20 Minuten. Die Dienstübergaben zwischen dem Spätdienst und dem Nachtdienst sowie zwischen dem Nachtdienst und dem Frühdienst dauern jeweils 10 Minuten.
  • Eine Dienstübergabe ist abzugrenzen sowohl von Dienstbesprechungen als auch von Fallbesprechungen. Bei Dienstbesprechungen werden Themen diskutiert, die von langfristiger Bedeutung sind und über das “Tagesgeschäft” hinausgehen. Fallbesprechungen wiederum dienen dazu, sich auf einzelne ausgewählte Bewohner zu konzentrieren und deren Versorgung in den nächsten Wochen und Monaten zu planen.
  • Hinweis: Es gibt alternative Modelle zur Dienstübergabe. Z. B. kann die Dienstübergabe auch auf die beiden Schichtleiter begrenzt werden. Die Schichtleitung der auslaufenden Schicht sammelt dafür von ihren Mitarbeitern alle relevanten Informationen. Sie gibt die Informationen dann an die Schichtleitung der beginnenden Schicht weiter. Diese informiert daraufhin wiederum ihre Mitarbeiter.
Grundsätze:
  • Die Leistungserbringung in unserem Pflegeheim erfolgt arbeitsteilig. Kommunikation zwischen allen beteiligten Mitarbeitern ist folglich ein zwingendes Erfordernis für eine effektive Pflege. Fehlende oder unvollständige Informationen können die Gesundheit unserer Bewohner bedrohen.
  • Die Pflegedokumentation ist unsere primäre Informationsquelle. Wird diese aussagekräftig, umfassend und sorgfältig geführt, kann damit die Zahl der Rückfragen an die Mitarbeiter der vorherigen Schicht erheblich reduziert werden. Daraus folgt, dass die Dienstübergabe kein Korrektiv für Dokumentationsmängel sein darf.
Ziele:
  • Jede Pflegekraft erhält alle Informationen, die für eine bewohnerorientierte Pflege und Betreuung notwendig sind.
  • Zeitraubende Nachfragen werden vermieden.
  • Die Arbeitszufriedenheit und die kollegiale Zusammenarbeit werden gesichert. Das Verantwortungsgefühl nimmt zu.
  • Beobachtungen und Kenntnisse werden hinterfragt und ausgewertet.
  • Pflegekräfte erhalten die Gelegenheit, auch belastende Themen anzusprechen.
Vorbereitung: Probleme
  • Erschwert wird die Dienstübergabe durch die Flexibilisierung der Arbeitszeiten. Viele Mitarbeiter arbeiten in Teilzeit mit unterschiedlichsten Wochenstunden. Ihr Arbeitsbeginn und Arbeitsende sind nicht zwangsläufig deckungsgleich mit dem Beginn und dem Ende der Schichten. Diese Mitarbeiter sind also ggf. bei der Dienstübergabe nicht mehr oder noch nicht anwesend. Die Schichtleitungen sollten daher sicherstellen, dass diese Mitarbeiter ebenfalls über wichtige Entwicklungen informiert werden.
  • Ein weiteres Problem ist die Ermüdung der Pflegekräfte am Ende der Schicht. Nach acht oder mehr Arbeitsstunden ist der Wunsch verständlich, die Dienstübergabe möglichst schnell hinter sich zu bringen.
  • Vielen Mitarbeitern ist die Bedeutung des Informationsaustausches nicht bewusst. Die Schichtübergabe wird als “gemütliche Kaffeepause” vor dem Feierabend angesehen. Wird die Dienstübergabe gar als Raucherpause verwendet, ist damit zu rechnen, dass sich Nichtraucher kaum noch auf die Themen konzentrieren können.
Organisation
  • Die Schichtleitung der abgebenden Schicht ist für die ordnungsgemäße Durchführung der Dienstübergabe verantwortlich. Als Moderator hat sie die Aufgabe, die Dienstübergabe ergebnis- und inhaltsorientiert zu lenken. Gleichzeitig soll sie unsachliche Redebeiträge unterbinden und "schüchterne" Kollegen zur Teilnahme ermutigen.
  • Die Pflegedienstleitung nimmt in regelmäßigen Abständen an Dienstübergaben aller Wohnbereiche teil.
  • Soweit sinnvoll nehmen auch Betreuungsmitarbeiter an der Dienstübergabe teil.
  • Es wird ausreichend Zeit für die Übergabe veranschlagt. Die Übergaben werden im Dienstplan vermerkt. Die Übergabezeiten werden allen Mitarbeitern mitgeteilt. Auch die anderen Funktionsbereiche sollten die aktuellen Termine für die Dienstübergaben kennen, damit es zu keinen vermeidbaren Störungen kommt.
  • Die Termine für die Dienstübergaben können auch auf Informationstafeln auf dem Wohnbereich deutlich sichtbar ausgehängt werden.
  • Dienstübergaben finden ohne Ausnahme jeden Tag statt.
  • Alle Mitarbeiter werden über den Sinn und Zweck der Dienstübergaben informiert.
  • Eine Pflegekraft aus der zu Ende gehenden Schicht nimmt an der Übergabe nicht teil, sondern bleibt als Ansprechpartner für Bewohner und Angehörige präsent.
  • Mit einem Schild vor dem Besprechungsraum machen wir auf die Dienstübergabe aufmerksam und bitten um Ruhe.
  • Andere Bereiche unserer Einrichtung werden über die Übergabezeiten informiert und gebeten, in diesen Zeiten nicht zu stören.
  • Wir wählen einen ausreichend großen Raum, der für jeden Mitarbeiter eine Sitzgelegenheit bietet und ausreichend gegen äußeren Lärm geschützt ist. Idealerweise bilden die Teilnehmer einen Kreis. Jeder Teilnehmer hat Blickkontakt zu jedem anderen Teilnehmer.
  • Die Eintragungen in die Pflegedokumentationen werden vor der Dienstübergabe abgeschlossen. Wir legen alle weiteren notwendigen Unterlagen, etwa den Dienstplan, bereit.
  • Alle schnurlosen Telefone, Smartphones usw. werden abgeschaltet oder umgeleitet.
  • Es liegen Schreibutensilien und Papier bereit.
  • Ggf. wird ein Protokollführer benannt.
Durchführung: Moderation
  • Die Dienstübergabe beginnt pünktlich. Alle Mitarbeiter sollen anwesend sein.
  • Der Moderator begrüßt die Anwesenden. Falls der Moderator selbst Bezugspflegekraft ist, stellt er die Pflege- und Betreuungssituation des ersten Bewohners selbst vor.
  • Der Moderator fordert jeden Teilnehmer auf, nun seinerseits die Situation eines Bewohners vorzustellen. Jeder Bewohner muss zumindest kurz thematisiert werden. Neue Bewohner werden ausführlicher vorgestellt.
  • Der Moderator bündelt immer wieder zentrale Aussagen der vergangenen letzten Minuten in einer kurzen Zusammenfassung.
  • Unpräzise Aussagen sollten auf Nachfrage des Moderators präzisiert werden.
  • Am Ende der Dienstübergabe stellt der Moderator die zentralen Ergebnisse noch einmal vor und fragt, ob es weitere Fragen gibt.
diskutierte Themen
  • Wie empfanden die Mitarbeiter die Schicht grundsätzlich? War das Arbeitsaufkommen ungewöhnlich?
  • Wie ist die allgemeine Stimmung der Bewohner? Gibt es ein aktuelles Thema, das die Bewohner insgesamt beschäftigt?
  • Gibt es weitere aktuelle Entwicklungen auf der Station? Gibt es wichtige organisatorische Aufgaben wie die Gestaltung eines Fests usw.?
  • Hat sich der Dienstplan verändert? Wie ist der Stand der Urlaubsplanung?
  • Gibt es neue Mitarbeiter, die eingearbeitet werden müssen?
  • Gibt es technische Ausfälle? Wann sind diese behoben?
Danach folgt die Informationsweitergabe für einzelne Bewohner. Die folgenden Punkte müssen nur erörtert werden, wenn es relevante Veränderungen gibt. Über anstehende Pflegemaßnahmen wird nur dann gesprochen, wenn Abweichungen von der Pflegeplanung / Maßnahmenplanung vorliegen.
  • Wie ist der aktuelle Zustand des Bewohners? Wie fühlt sich der Bewohner zurzeit?
  • Welche Pflegeprobleme hat der Bewohner? Haben sich die Pflegeprobleme verändert?
  • Welche pflegerischen Maßnahmen wurden geplant? Welche Wirkung hatten die bisherigen Maßnahmen? Wie hat der Bewohner auf die Maßnahmen reagiert?
  • Welche Maßnahmen konnten noch nicht durchgeführt werden? Warum wurden diese Maßnahmen noch nicht durchgeführt?
  • Welche Wünsche hat der Bewohner?
  • Wie sind die medizinischen Daten des Bewohners? Gibt es ärztliche Anordnungen, die beachtet werden müssen? Welche Medikamente muss der Bewohner nehmen?
Sind Kontrollmaßnahmen durchzuführen? Wer muss über die Ergebnisse der Kontrollmaßnahmen informiert werden?
Gibt es Hautdefekte, die beachtet werden müssen?
zusätzliche Themen bei der Übergabe Spätdienst zu Nachtdienst



 
 
 
 
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