das Altenpflegemagazin im Internet
www.altenpflegemagazin.de
Start Log-in Service Registrierung AGB+Datenschutz Suche / Stichwortindex Quiz Mobil Impressum

 

Version 1.10a

Standard "Versorgung von Klienten bei Sommerhitze" (ambulante Pflege)

 
Außenjalousien oder gar eine Klimaanlage sind in den meisten Wohnblöcken eher selten zu finden. Folglich verwandeln sich Gebäude im Sommer oftmals in unerträgliche Backöfen. Wir fassen die Möglichkeiten zusammen, um Klienten angemessen zu versorgen.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".

 

Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!
 

Standard "Versorgung von Klienten bei Sommerhitze" (ambulante Pflege)
Definition:
  • Mobile und orientierte Klienten sind zumeist in der Lage, überhitzte Räume zu meiden. Senioren, die unter demenziellen Erkrankungen oder unter Mobilitätseinschränkungen leiden, fällt es schwerer, ihr Verhalten den sommerlichen Außentemperaturen anzupassen.
  • Bedingt durch den Klimawandel nimmt die Anzahl der heißen Sommertage in Deutschland zu. Für viele Senioren bedeuten diese Temperaturen eine große körperliche Belastung. Anders als jüngere Menschen leiden Senioren stärker unter warmen Sommertagen. Dieses hat verschiedene körperliche Gründe:
    • Im Alter ist das Durstgefühl häufig reduziert. Die Senioren reagieren auf einen Flüssigkeitsmangel also nicht selbstständig mit einer erhöhten Flüssigkeitszufuhr. Daher ist es erforderlich, sie entsprechend anzuleiten.
    • Ein alter Mensch schwitzt weniger. Er ist also ggf. nicht in der Lage, durch die Verdunstung von Wasser auf der Haut die Körpertemperatur ausreichend zu senken.
    • Zahlreiche Grunderkrankungen führen zu Immobilität. Ein im Bett liegender Mensch überhitzt vergleichsweise schnell, dieses insbesondere, wenn er zugedeckt wird oder wenn Lagerungshilfsmittel genutzt werden.
    • Verschiedene Medikamente wie etwa Neuroleptika beeinflussen die Temperaturregulation des Körpers.
  • Ambulant versorgte Senioren unterliegen einem höheren Risiko als Menschen, die in einem Pflegeheim leben. Ihr Zustand kann nicht so engmaschig überwacht werden. Zudem fehlen oft Hilfspersonen, etwa zum Lüften oder zum regelmäßigen Anreichen von Getränken.
  • Zudem leben viele Senioren in einem Wohnumfeld, das schon aufgrund von baulichen Unzulänglichkeiten wenig Schutz vor Hitze bietet. So sind Außenjalousien selten vorhanden. Und eine unzureichende Dämmung lässt im Sommer die Innentemperaturen schnell ansteigen.
Grundsätze:
  • Wir stimmen unsere Maßnahmen mit den Angehörigen ab. Dazu gehört auch das Lüften der Räume, die Wahl und die Beschaffung der Kleidung sowie insbesondere die Flüssigkeitsversorgung.
  • Wir arbeiten eng mit dem behandelnden Hausarzt zusammen, da z. B. die medikamentöse Versorgung im Sommer angepasst werden muss.
Ziele:
  • Durch geeignete organisatorische Maßnahmen wird verhindert, dass die Temperaturen im Wohnbereich der Klienten auf ein nicht mehr erträgliches Maß steigen.
  • Der Klient kann sich im Rahmen seiner Möglichkeiten aktiv daran beteiligen, die Sommertemperaturen erträglicher zu machen. Insbesondere ist er in der Lage, die Kleidung eigenständig anzupassen und ausreichend zu trinken.
  • Grunderkrankungen, die die Hitzetoleranz des Klienten beeinträchtigen, werden zeitnah erkannt. Durch eine sorgfältige medizinische Behandlung wird das Risiko gesenkt, dass der Klient aufgrund der Hitze körperlichen Schaden nimmt.
Vorbereitung: Der Klient sollte regelmäßig den Hausarzt aufsuchen, um sich einem gründlichen Gesundheits-Check zu unterziehen. Wichtig ist insbesondere eine Kontrolle des Blutdrucks, der Herz- und Lungenfunktion sowie des Cholesterinwerts. Gemeinsam mit dem Arzt schätzen wir das individuelle Risiko ab. Je mehr Faktoren erfüllt sind, umso wichtiger ist es, die unten beschriebenen Prophylaxemaßnahmen umzusetzen:
  • unzureichende bauliche Umgebung (Wohnung zur Südseite, schlechte Dämmung usw.)
  • unzureichende Flüssigkeitszunahme
  • hohes Lebensalter (65 Jahre)
  • Probleme in den zurückliegenden Sommern
  • Erkrankungen, die zeitweilig oder dauerhaft zur Immobilität führen
  • demenzielle Erkrankungen
  • Einnahme von Blutdrucksenkern und entwässernden Medikamenten
  • neurologische Erkrankungen
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Stoffwechselstörungen
  • Fieber, etwa als Folge einer akuten Infektionserkrankung
Durchführung:
  • Wir stellen sicher, dass im Raum des Klienten ein Thermometer aufgestellt wird. Ideal ist ein digitales Thermometer mit einer großen LCD-Anzeige.
  • Alternativ kann ein sog. "Galileo-Thermometer" genutzt werden, bei dem sich die Temperatur mittels farbiger Glaskugeln ablesen lässt. Diese befinden sich in einem mit Wasser gefüllten Glaszylinder und steigen je nach Temperatur auf oder sinken herab. (Es ist wichtig, dass der Klient zur Temperatur orientiert ist. Das Temperaturempfinden vieler Senioren ist beeinträchtigt. Sie sind also nicht in der Lage, die aktuelle Raumtemperatur korrekt zu schätzen und ihr Verhalten entsprechend anzupassen.)
  • Wir verabreden mit dem Klienten konkrete Reaktionen auf bestimmte Temperaturen, sofern dieser mental dazu in der Lage ist. Beispiel:
    • Ab 24 °C. wird die Strickjacke ausgezogen und durch die leichte Bluse ersetzt. Diese wird von der Pflegekraft zuvor bereitgelegt.
    • Ab 26 °C. wird die lange Hose gegen eine kurze Hose gewechselt.
    • Bei einem Galileo-Thermometer wären die Regeln: "Bei drei schwimmenden Kugeln wird X gemacht, bei zwei schwimmenden Kugeln erfolgt die Maßnahme Y."
  • Bei jedem Besuch in der Häuslichkeit wird die Raumtemperatur von der Pflegekraft abgelesen.
  • Wir erläutern dem Klienten und seinen Angehörigen, wie die Räume gelüftet werden sollten. I. d. R. sind die Fenster nachts geöffnet und am Tag geschlossen. Wir regen an, dass die Fenster gegen nächtliche Einbrüche gesichert werden. Ggf. bitten wir einen Nachbarn, auf diese Lüftungsvorgaben zu achten.
  • Am Tag werden die Wohnräume mittels eines außen liegenden Sonnenschutzes (falls vorhanden) gegen Wärmeeinstrahlung geschützt.
  • Unnötige Wärmequellen werden abgestellt, also insbesondere Glühbirnen und andere elektrische Verbraucher.
  • Wir prüfen, ob der Klient innerhalb seiner Wohnung in einen anderen Raum umziehen sollte, also insbesondere von der Südseite des Gebäudes an die Nordseite.
  • Sofern der Klient über die notwendigen finanziellen Mittel verfügt, sollte er den Einbau eines Klimagerätes prüfen. Alternativ kann auch ein Ventilator genutzt werden, der aber nicht direkt auf den Klienten gerichtet werden darf. Beide Geräte dürfen nur mit Augenmaß genutzt werden, da ansonsten Erkältungen auftreten können.
  • Wir raten dazu, die Tagesaktivitäten entsprechend anzupassen. Falls der Klient z. B. mit einem Rollator einkaufen fährt oder Gartenarbeiten durchführen möchte, sollte dieses direkt am Morgen oder am Abend erfolgen.
  • Wir stellen sicher, dass der Klient über leichte und luftdurchlässige Kleidung verfügt. Diese legen wir bereit, damit der Klient diese eigenständig öffnen kann. Je nach Krankheitsbild sind komplizierte Verschlüsse sowie Kleidungstücke, die über den Kopf gezogen werden müssen, zu vermeiden.
  • Die Zudecke sollte so dünn wie möglich sein. Der Klient sollte also ggf. nur eine Wolldecke oder bei extremer Hitze nur einen Bettbezug nutzen. Die Lagerungshilfsmittel werden auf ein Minimum reduziert, sofern die Dekubitusprophylaxe davon nicht berührt ist. Der Bezug des Kopfkissens wird gewechselt, wenn er durch das Schwitzen feucht geworden ist.
  • Bei starker Überhitzung erhält der Klient kühlende Waschungen. Danach wird er nur oberflächlich abgetrocknet, damit das verdunstende Wasser dem Körper Wärmeenergie entziehen kann.
  • Falls der Klient dazu in der Lage ist, soll er eigenständig kalte Fußbäder, kalte Armbäder, kühle Kompressen auf der Stirn usw. nutzen. Die Pflegekraft legt das notwendige Material bereit.
  • Die Ernährung wird an die hohen Temperaturen angepasst. Dabei werden insbesondere die Vorgaben der Dehydratationsprophylaxe umgesetzt. So sollte der Klient z. B. Wassermelonen, Götterspeise und ander

    +++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++
 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
  • Standard "Versorgung von Bewohner bei Sommerhitze" (stationäre Pflege)
  • Standard "Kochen und Essen anreichen in der ambulanten Pflege"
  • Standard "Essen und Trinken anreichen in der stationären Pflege"
  • Standardpflegeplan "Dehydratation und Dehydratationsprophylaxe"
  • Standard "Flüssigkeitsbilanzierung"
  • Standard subkutane Infusion
  • Standard "Hitzschlag: Prophylaxe und Notfallmaßnahmen"
  • Standard "Beobachtung der Schweißsekretion"
  • Standard "Beobachtung der Atmung"
  • Standard "Messung des Blutdrucks"
  • Standard "Temperaturmessung"
  • Standard "Beobachtung des Pulses"
  • Standard "Hautbeobachtung"
  • Konzept "Ernährungsmanagement in unserer Einrichtung"
  • Konzept "Ernährungsmanagement in unserem Pflegedienst"
  • Standard "Aspirationsprophylaxe / Erste Hilfe bei Aspiration"
  • Standard "Pflege von Senioren mit Schluckstörungen (Dysphagie)"
  • Standard "Dosieren und Verabreichen von Sondenkost"
  • Standard "Spüen von PEG / Beseitigung von Sondenverstopfungen"
  • Standard "Verhalten bei Nahrungsverweigerung"
  • Schlüsselwörter für diese Seite Hitze; Exsikkose; Flüssigkeitsmangel; Sommer; Dehydratationsprophylaxe
    Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.