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Version 2.05b - 2015

Standardmaßnahmenplan "Asthma bronchiale" (neues Strukturmodell / SIS)

 
Viele Asthmatiker haben es im Lauf ihres Lebens gelernt, die Erkrankung mehr oder minder zu kontrollieren. Mit zunehmender Pflegebedürftigkeit kommen diese Bewältigungsstrategien oftmals ins Wanken.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


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Standardmaßnahmenplan "Asthma bronchiale"
  • Asthma ist eine allergisch-entzündliche obstruktive Erkrankung der Atemwege. Ein Asthmaanfall mit schwerer Atemnot kann entweder plötzlich auftreten oder sich über einen längeren Zeitraum entwickeln. Typisch für eine Attacke sind Rasselgeräusche, die insbesondere beim Ausatmen auftreten. Hält der Zustand länger als zwölf Stunden an, liegt ein "Status asthmaticus" vor, also ein lebensbedrohlicher Zustand.
  • Die Atemnot wird ausgelöst durch eine Kontraktion der Bronchialmuskulatur, durch Schleimhautschwellungen und durch die Produktion von zähem Schleim.
  • Ursachen sind vor allem Allergien, etwa gegen Nahrungsmittel, Tierhaare, Federn, Blütenpollen oder Hausstaub. Nichtallergische Auslöser können Infekte, physische und psychische Überbelastung, Klimawechsel (kalt-feuchte Luft) oder der Kontakt mit Rauch sein.
Maßnahmen
Begründung und Anmerkungen
Fallbeispiel:
  • Herr Müller ist 76 Jahre alt. Er leidet seit seiner Jugend an Asthma bronchiale. Mit zunehmendem Alter intensivierte sich die Symptomatik.
  • Herr Müller hat einen BMI von 36,1 und somit Adipositas Grad II. Er konsumiert gerne Schokolade; zuletzt zwei Tafeln (also 200 Gramm) pro Tag. Durch den gesteigerten Bauchumfang und durch die Körpermasse ist die Atmung erschwert. Der Energie- und der Sauerstoffbedarf sind als Folge des Übergewichts ebenfalls erhöht.
  • Herr Müller konsumiert gerne blähende Speisen. Durch die Gasbildung im Bauchraum wird das Zwerchfell nach oben gedrückt. Die Atmung wird erschwert.
  • Er leidet auch außerhalb der Anfallsphasen unter Dyspnoe. Seine Fähigkeit, längere Sätze zu formulieren, ist eingeschränkt. Er kann komplexe Sachverhalte nicht verbal mitteilen.
  • Herr Müller erhält eine ausgewogene Kost, die an den individuellen Nährstoff- und Kalorienbedarf angepasst ist.
  • Herr Müller hat zugesagt, den Schokoladenkonsum einzuschränken. Er will nur noch maximal eine halbe Tafel pro Tag essen (50 Gramm), bevorzugt am Abend beim Fernsehen.
  • Herr Müller braucht oft einige Anläufe, um einen Satz zu vollenden, wenn er unter Atemnot leidet. Die Pflegekraft bringt im Dialog mit dem Bewohner Geduld auf.
  • Die Pflegekraft konzentriert sich bei der verbalen Kommunikation auf jeweils einen Sachverhalt. Herr Müller sollte nicht mehrere Fragen hintereinander beantworten.
  • Bei schwerer Atemnot nutzen wir eine Symboltafel. Diese liegt immer auf dem Beistelltisch von Herrn Müller. Eine rudimentäre Kommunikation ist auch mittels Gesten möglich, insbesondere die Antworten "ja" und "nein" sowie die Zahlen 1 bis 10 (durch das Zeigen der Finger).
  • Herr Müller sollte auf stark blähende Speisen verzichten. Er sollte keine Getränke zu sich nehmen, die mit Kohlensäure versetzt sind.
  • Alternativ zur Symboltafel erhält der Bewohner einen Papierblock und einen Stift, um seine Fragen und Antworten niederzuschreiben.
  • Wir stellen sicher, dass Mitbewohner und Angehörige das Kommunikationsvermögen des Bewohners nicht überstrapazieren. In diesem Fall greifen wir ein, erklären die Situation und bitten um etwas mehr Rücksichtnahme.
Fallbeispiel:
  • Frau Meier ist 83 Jahre alt und leidet an Asthma. Das Rauchen hat sie vor 20 Jahren aufgegeben. Bislang war die Atemwegserkrankung weitgehend unter Kontrolle. Inzwischen jedoch wird Frau Meier immer kurzatmiger. Deshalb und aufgrund ihrer Herzinsuffizienz wird sie zunehmend immobil.
  • Frau Meier verbringt die meiste Zeit im Bett. Dadurch steigt das Risiko, dass sie einen Dekubitus oder Kontrakturen erleidet. Die Anfälligkeit für eine Pneumonie sowie für eine Thrombose ist erhöht.
  • Frau Meier hat schon immer recht wenig getrunken. Dieses war bis zum Fortschreiten des Asthmas auch unproblematisch. Der Flüssigkeitsmangel verdickt jetzt jedoch den Schleim. Frau Meier ist nicht in der Lage, den zähen Schleim abzuhusten. Dieser behindert die Atmung.
  • Wir führen täglich Bewegungsübungen durch. Diese erfolgen nach Möglichkeit aktiv. Manchmal ist Frau Meier dafür zu erschöpft. Dann werden die Gelenke von uns passiv bewegt.
  • Frau Meier wird regelmäßig umgelagert. Sie akzeptiert alle gängigen Lagerungen, abgesehen von der 30°-Lagerung und der Bauchlagerung. In diesen Positionen bekommt sie nicht ausreichend Luft.
  • Wir führen Kochsalzinhalationen durch. Wir nutzen keine ätherischen Öle.
  • Frau Meier erhält Thoraxvibrationen.
  • Wir stellen sicher, dass Frau Meier genügend Flüssigkeit zu sich nimmt. Sie trinkt ausreichend, wenn wir sie dazu auffordern. Sie mag Mineralwasser und Apfelschorle.
  • Wir prüfen, welche Lagerungen von der Bewohnerin akzeptiert werden. Die längere Lagerung in der Streckstellung empfinden viele Betroffene als unangenehm.
  • Sofern verordnet erhält die Bewohnerin ein Medikament zur Schleimlösung.
  • Ggf. wird die Bewohnerin abgesaugt.
Fallbeispiel:
  • Herr Müller arbeitete als Lackierer und hat sich dabei eine schwere Asthmaerkrankung zugezogen. Er ist nahezu permanent kurzatmig. Das Bett kann er zumeist nur kurz und mit Unterstützung durch eine Pflegekraft verlassen. Er hat allerdings immer wieder auch Phasen mit besserer Konstitution.
  • Herr Müller ist zur selbstständigen Körperpflege nicht in der Lage. Er verfügt insbesondere nicht über die notwendigen Kraftreserven. Der Hilfebedarf bei der Körperpflege schwankt täglich, da sich seine physische Verfassung kurzfristig verbessern oder verschlechtern kann.
  • Herr Müller hustet über einen längeren Zeitraum, ohne dass ihm dieses Erleichterung bringen würde. Der Schleim löst sich nicht.
  • Herr Müller erhält das erforderliche Maß an Unterstützung. Den Umfang der Hilfe passen wir jeden Tag an seinen aktuellen Zustand an.
  • Bei einer guten Tagesform kann Herr Müller sitzend am Waschbecken gewaschen werden. Ggf. ist es sogar möglich, ihn sitzend auf dem Duschhocker zu duschen. Wenn Herr Müller dafür zu schwach ist, wird er liegend im Bett gewaschen.
  • Soweit möglich soll Herr Müller die Körperpflege möglichst eigenständig beginnen. Sobald die Körperkräfte nachlassen oder ein Asthmaanfall droht, führt die Pflegekraft die Maßnahme zu Ende.
  • Zum Abhusten richten wir Herrn Müller auf. Optimal ist es, ihn leicht geneigt auf einen Stuhl zu setzen, da nun die Bauch- und die Atemhilfsmuskulatur besser eingesetzt werden können.
  • Wir demonstrieren Herrn Müller effektive Hustentechniken. Er sollte beim Husten durch die Nase einatmen, sich räuspern und dann kräftig abhusten. Zumeist reichen wenige Hustenstöße aus, um die Luftwege freizumachen.
  • Abgehusteter Auswurf wird in einem entsprechenden Becher, in einer Schale oder mit Zellstoff aufgenommen. Herr Müller sollte den Auswurf nach Möglichkeit nicht verschlucken.
  • Nach einem besonders intensiven Abhusten wird ggf. eine zusätzliche Mundpflege durchgeführt.
  • Wir zeigen dem Bewohner Alternativen zum Husten. Wir demonstrieren ihm das "verstärkte Ausatemmanöver" (sog. "huffs"). Dabei handelt es sich um eine Atemtechnik, bei der ein starkes "explosives" Husten vermieden wird. Stattdessen werden mehrere leichte Hustenstöße ausgeführt. Der Bewohner soll sich beim "huffing" vorstellen, eine Scheibe anzuhauchen.
Fallbeispiel:
  • Frau Meier ist 74 Jahre alt und sehr schlank. Sie war zeitlebens sehr sportlich, hat die körperliche Aktivität zuletzt aber aufgrund der fortschreitenden Asthmaerkrankung immer weiter reduziert.
  • Frau Meier hat Schmerzen im Brustraum und vermeidet aus diesem Grund unnötige Bewegungen.
  • Sie hat oft kalte Füße, ohne dass sie dieses merken würde. Kalte Füße können bei ihr eine Attacke auslösen.
  • Insbesondere im Winter kleidet sich Frau Meier nicht angemessen. Durch die Kälte steigt das Risiko eines Asthmaanfalls.
  • Die zu kühle Kleidung steigert zudem das Risiko eines Infekts. Ein Infekt wiederum vergrößert die Wahrscheinlichkeit eines Anfalls.
  • Anstrengende Tätigkeiten, wie etwa Bewegungsübungen oder Spaziergänge werden in die Tageszeiten gelegt, in denen Frau Meier größtmögliche Kraftreserven abrufen kann. Dieses ist bei ihr zumeist der Vormittag.
  • In anfallsfreien Phasen sollte sie am regulären Bewegungsprogramm der Einrichtung teilnehmen, also insbesondere am Sitztanz und an der Gymnastikgruppe.
  • Wir führen eine umfassende Krankenbeobachtung durch. Wir achten während und nach der Aktivität auf eine Zyanose der Haut, der Lippen und der Nägel. Zusätzlich prüfen wir, ob Atemgeräusche hörbar sind. Ggf. wird der Arzt/Notarzt gerufen.
  • Frau Meier erhält morgens Fußbäder. Abends werden Fußeinreibungen durchgeführt.
  • Wir stellen sicher, dass Frau Meier warme Socken und angemessenes Schuhwerk trägt.
  • Insbesondere bei Außenaufenthalten im Winter soll Frau Meier einen Schal, eine Mütze und ein warmes Unterhemd tragen. Ggf. soll sie zusätzlich einen Nierenwärmer nutzen.
  • Wir prüfen durch das Auflegen der Hand, ob es weitere Kältezonen gibt. Insbesondere die Flanken-Nieren-Region ist dafür anfällig.
  • Wir befragen Frau Meier, ob sie weitere Kältezonen spürt und passen die Bekleidung entsprechend an. Wir verdeutlichen ihr, dass ein permanentes Kältegefühl kein Normalzustand sein sollte.
  • Die Bewohnerin sollte sich bei Aktivitäten im Freien nicht zu weit von der Einrichtung entfernen. Während der Pollenflugzeit sind sportliche Aktivitäten im Freien gänzlich zu vermeiden.
  • Ideal für Kleidung sind Schur- und Angorawolle, da diese Materialien einen guten Temperaturausgleich ermöglichen. Sie sichern zudem den Luft- und Feuchtigkeitsaustausch.
Fallbeispiel:
  • Herr Müller hat einige Jahre im Steinkohlebergbau gearbeitet. Er glaubt, dass die Staubbelastung bei ihm Asthma verursacht hat. Er ist tatsächlich aber starker Raucher, was nach Ansicht seines Arztes ursächlich für die Beschwerden ist. Herr Müller hingegen macht ausschließlich die berufliche Belastung für das Asthma verantwortlich. Sein einziges Zugeständnis ist die Nutzung von Zigaretten mit geringerem Nikotin- und Teergehalt (ehemals "Lightzigaretten").
  • Herr Müller pflegt ein sehr maskulines Selbstbild. Er kann zwar spüren, dass ein Asthmaanfall naht. Er teilt uns dieses aber nicht mit, obwohl wir ihn immer wieder darum bitten. Er verharmlost die Krankheit.
  • Herr Müller ist nicht dazu motiviert, in der anfallsfreien Zeit die verordneten Arzneimittel einzunehmen. Er nutzt stattdessen einen selbst beschafften Atemtrainer, um die Lungenfunktion zu steigern. Die dadurch verstärkte Atmung kann jedoch einen Asthmaanfall provozieren.
  • Wenn er Schmerzen hat, nimmt er Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin) ein. Er ist zudem anfällig für Infektionskrankheiten. Das damit verbundene Fieber senkt er ebenfalls mit Acetylsalicylsäure. Dieser Wirkstoff kann jedoch einen Asthmaanfall auslösen.
  • Herrn Müller wird verdeutlicht, dass es sich bei Asthma um eine potenziell lebensbedrohliche Krankheit handelt.
  • Wir raten Herrn Müller, dass er auch in den anfallsfreien Intervallen auf das Rauchen konsequent verzichten muss. Wir bitten insbesondere Freunde und Angehörige, auf ihn entsprechend einzuwirken. Wir betonen, dass der Umstieg auf Lightzigaretten keine Linderung der Beschwerden bringen wird.
  • Herr Müller soll den passiven Nikotinkonsum vermeiden. Insbesondere sollte er den Aufenthalt auf der Raucherterrasse meiden.
  • Wir prüfen, ob es Warnzeichen gibt, die auf einen bevorstehenden Asthmaanfall schließen lassen. Bei Herrn Müller ist dieses ein Abfall der morgendlichen Peak-Flow-Werte. Zudem kommt es bei ihm in der Nacht oder am frühen Morgen zu einer Zunahme der Atemnot. Seine körperliche Belastbarkeit ist reduziert. Zudem steigt sein Verbrauch an Bedarfsmedikamenten.
  • Wir verdeutlichen Herrn Müller, wie wichtig eine kontinuierliche Behandlung ist. Wir erklären ihm, dass insbesondere Glukokortikoide konsequent eingenommen werden müssen, damit sie ihre antientzündliche Wirkung entfalten können.
  • Vor einer Medikamenteneinnahme sollte Herr Müller zunächst nichtmedikamentöse Maßnahmen testen, etwa Wadenwickel bei Fieber.
  • Zur Behandlung von Fieber oder von Schmerzen kann ggf. Paracetamol eingesetzt werden.
  • Wir empfehlen dem Bewohner die Teilnahme an einer Raucherentwöhnung.
  • Atemtrainingsgeräte sollten nur im Einzelfall sowie nach ärztlicher Anweisung verwendet werden.
  • Wir erklären dem Bewohner, dass bei einer Nichtbehandlung des Asthmas Umbauprozesse in den Bronchien drohen. In der Folge kommt es dann zu chronischen und irreversiblen Atemproblemen. Zudem drohen ein Lungenemphysem und eine pulmonale Hypertonie. Wir bitten Angehörige und Freunde, entsprechend auf den Bewohner einzuwirken. Wir informieren den behandelnden Arzt.
  • Wir beachten, dass die Einnahme von Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen ebenfalls einen Asthmaanfall auslösen kann.
Fallbeispiel:
  • Frau Meier leidet unter Asthma. Dieses ist zumeist unter Kontrolle, allerdings kommt es immer wieder zu plötzlichen Attacken.
  • Sie benötigt während eines Asthmaanfalls ein Dosieraerosol. Sie kann dieses Medikament in der Hektik oft nicht schnell genug finden.
  • Sie reagiert auf einen Asthmaanfall mit Angstzuständen. Sie nimmt zu viel vom Bedarfsmedikament ein, weil sie hofft, durch eine Überdosierung die Symptome schnell zu lindern. Sie glaubt: "Viel hilft viel."
  • Frau Meier soll den Applikator stets bei sich tragen. Er liegt bei ihr immer im vorderen Fach der Handtasche neben der Geldbörse. Die Pflegekraft spricht Frau Meier vor dem Verlassen der Einrichtung an und fragt, ob sie das Medikament dabei hat.
  • Wir stellen sicher, dass der Aufbewahrungsort des Notfallmedikaments auch ihrer Tochter bekannt ist, wenn sie mit Frau Meier spazieren geht.
  • Wir üben regelmäßig die Anwendung des Medikaments. Frau Meier soll das Gerät kräftig schütteln. Nun wird die Verschlusskappe vom Mundstück gezogen. Sie soll das Gerät so drehen, dass der Boden nach oben zeigt. Nun wird das Gerät zum Mund geführt. Frau Meier soll tief einatmen und das Mundstück mit den Lippen fest umschließen. Wir fordern sie dazu auf, langsam und tief einzuatmen und dabei auf den Boden des Geräts zu drücken. Schließlich soll Frau Meier für rund fünf Sekunden die Luft anhalten und danach über die Nase ausatmen. Falls notwendig kann dieser Vorgang ein weiteres Mal wiederholt werden.
  • Wir verdeutlichen Frau Meier, dass eine Überdosierung erhebliche Nebenwirkungen verursachen kann. Insbesondere kann es zu Herzrasen kommen.

Fallbeispiel:
  • Herr Müller leidet vor allem in der Nacht an Asthmaattacken. Nach einer Inhalation des Bedarfsmedikaments ist er noch immer so aufgeregt, dass sich die Atmung nicht verlangsamt. Die akute Atemnot bleibt dadurch bestehen. Sein Körper wird nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt.
  • Herr Müller soll beim Ausatmen die Lippen spitzen und die Mundöffnung verkleinern (sog. "Lippenbremse"). Er sollte die Atemluft nicht einfach herausdrücken, sondern langsam zwischen den Lippen ausströmen lassen. Die Ober- und die Unterlippe liegen dabei locker aufeinander. Damit Herr Müller diese Übung auch während eines Anfalls beherrscht, üben wir die Durchführung regelmäßig in anfallsfreien Zeiten.
  • Wir raten dem Bewohner, an der Asthmaschulung seiner Krankenkasse teilzunehmen. Er lernt dort insbesondere, in Notfallsituationen richtig zu reagieren. Es ist sinnvoll, alle zwei Jahre eine Nachschulung zu besuchen.
  • Wir suchen schon im Vorfeld den Kontakt zum behandelnden Arzt. Wir legen genau fest, unter welchen Bedingungen der Notarzt zu informieren ist. Das kann etwa die Anzahl der Hübe sein, die appliziert wurden, ohne dass eine Normalisierung des Zustands eintritt. Wir legen auch fest, wie lange wir maximal auf eine Besserung der Symptomatik warten, bevor wir den Notruf wählen.
  • Sauerstoff darf nach ärztlicher Verordnung verabreicht werden. Im Notfall ist es dann möglich, dem Bewohner zwei Liter Sauerstoff pro Minute zu geben. Der Arzt wird umgehend über die Lage informiert. Wir achten bei der Applikation sehr sorgfältig auf Anzeichen einer Atemdepression.
Fallbeispiel:
  • Frau Meier ist 78 Jahre alt und leidet seit 20 Jahren an Asthma. Zur Linderung der Erkrankung hat sie 15 Kilo abgenommen, worauf sie sehr stolz ist. Sie bevorzugt nun eng geschnittene Hosen und Jacken, die ihre Figur betonen. Diese Kleidung erschwert allerdings ihre Atmung.
  • Frau Meier ist mobil und bewegt sich auch außerhalb der Einrichtung. Es besteht das Risiko eines Anfalls, ohne dass dann eine Pflegekraft helfen könnte.
  • In der Kleidung von Frau Meier fangen sich häufig Pollen, die sie mit in den Innenbereich trägt. Dort lösen die Pollen bei ihr in der Nacht Asthmaanfälle aus.
  • Wir beraten Frau Meier beim Kleidungskauf. Diese sollte bequem sein und sie nicht einengen.
  • Wenn die Kleidung von ihrer Tochter beschafft wird, wird auch diese entsprechend instruiert.
  • Wir stellen sicher, dass Frau Meier bei Außenaufenthalten ihr Notfallmedikament mitnimmt. Sie nutzt dafür ein Hartschalenetui, das immer an der rechten Seite ihres Gürtels befestigt wird.
  • Im Portemonnaie befindet sich ein Zettel mit der Adresse und der Rufnummer der Einrichtung sowie mit den Daten des behandelnden Hausarztes. Es werden auch Informationen vermerkt, die im Rahmen einer notärztlichen Versorgung relevant sein könnten.
  • Wenn Frau Meier von ihrer Tochter begleitet wird, sollte diese in die entsprechenden Notfallmaßnahmen eingewiesen werden.
  • Frau Meier sollte ein mobiles Telefon bei sich tragen. Die Rufnummer 112 ist als Schnellwahltaste hinterlegt.
  • Frau Meier soll draußen getragene Kleidungsstücke nicht im Schlafzimmer aufbewahren. Sie sollte zudem Wäsche nicht im Freien zum Lüften aufhängen.
  • Falls die Bewohnerin mit der Handhabung eines Smartphones überfordert ist, sollte sie ein konventionelles Tastentelefon verwenden.
Fallbeispiel:
  • Herr Müller leidet an Asthma. Er zeigt kaum Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit uns. Insbesondere gibt er kaum Informationen an uns weiter. Der Krankheitsverlauf lässt sich schwer erfassen. Wir wissen nicht, wie leistungsfähig die Lunge ist. Es ist uns auch unbekannt, wie sich die Schwere der Anfälle im Laufe der Jahre verändert. Die langfristige Effektivität der medikamentösen Therapie ist nicht bekannt.
  • Herr Müller ist demotiviert. Er glaubt nicht, dass er durch kooperatives Verhalten seinen Zustand verbessern kann.
  • Herr Müller ist nachlässig beim Nachfüllen bzw. beim Ersetzen des Bedarfsmedikaments. Wenn es zu einem Anfall kommt, ist der Applikator oft leer. Er lagert zudem seinen Pulverinhalator im Bad. Dort wird der Wirkstoff feucht und verklebt.
  • Die Lungenfunktion wird kontinuierlich beobachtet. Wir nutzen dafür ein "Peak-Flow-Meter". Die Messung erfolgt dreimal täglich. Wir beachten, dass sich zumeist am Morgen die niedrigsten und am Abend die höchsten Werte messen lassen.
  • Herr Müller hält den Peak-Flow-Meter waagerecht vor den Mund und hält ihn mit den Lippen und mit den Zähnen fest. Er soll nun kurz und mit aller Kraft ausatmen.
  • Wir erläutern Herrn Müller das Ampelsystem basierend auf dem Peak-Flow-Wert. Im grünen Bereich (über 80 Prozent des persönlichen Bestwerts) soll er die Behandlung regulär weiterführen. Im gelben Bereich (60 bis 80 Prozent des persönlichen Bestwerts) soll Herr Müller nach Rücksprache mit dem Arzt vorübergehend die Medikamentendosis steigern. Im roten Bereich (unter 60 Prozent des persönlichen Bestwerts) soll Herr Müller einen Arzt aufsuchen oder ggf. den Notarzt informieren.
  • Herr Müller soll einige Stunden nach einem Anfall die Atemnot einschätzen. Wir nutzen die zehnstufige Borg-Skala.
  • Herr Müller soll den Inhalator trocken lagern. Wir ermahnen ihn dazu, für einen angemessenen Füllstand des Medikaments zu sorgen.
  • Die absoluten Messwerte sind bei einem "Peak-Flow-Meter" nicht so wichtig wie die relativen Werte. Entscheidend sind also die Veränderungen innerhalb eines Tages, einer Woche oder eines Monats. Wir schaffen damit die Grundlage, um die medikamentöse Therapie kontinuierlich an den Schweregrad der Erkrankung anzupassen.
  • Die Messung sollte immer mit dem gleichen Gerät erfolgen, da die Ergebnisse je nach Modell schwanken können.
  • Der Bewohner kann anhand der protokollierten Messwerte erkennen, dass er durch Therapietreue seinen Zustand verbessern kann.
  • Bei ungewöhnlich schlechten Messwerten soll sich der Bewohner auch dann in den nächsten Tagen ärztlich untersuchen lassen, wenn sich sein Zustand "von allein" wieder gebessert hat.
  • Wenn der Bewohner mit der Kontrolle des Füllstands des Bedarfsmedikaments überfordert ist, übernehmen wir dieses.
Fallbeispiel:
  • Frau Me

    +++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++



 
 
 
 
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