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Version 1.05

Standard "anregende Ganzkörperwaschung"

 
Eine anregende Waschung entfaltet bei Patienten mit Bewusstseinsstörungen eine sichtbare - und auch messbare Wirkung. Noch während der Durchführung werden etwa somnolente Senioren deutlich munterer. Gleichzeitig steigt der Blutdruck um bis zu 10 bis 20 mmHg.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".

 

Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!
 
Standard "anregende Ganzkörperwaschung"
Definition:
  • Eine anregende Waschung entfaltet bei Patienten mit Bewusstseinsstörungen eine sichtbare - und auch messbare Wirkung. Noch während der Durchführung werden etwa somnolente Senioren deutlich munterer. Gleichzeitig steigt der Blutdruck um bis zu 10 bis 20 mmHg.
Grundsätze:
  • Die Waschung kann nur gelingen, wenn die Pflegekraft mit Ruhe, Konzentration und Zeit an die Aufgabe herangeht.
  • Der Zeitpunkt und der Ablauf der Waschung richten sich nach den Bedürfnissen und Wünschen des Bewohners.
  • Wir beachten den Wunsch des Bewohners nach Waschung durch eine gleichgeschlechtliche Pflegekraft.
Ziele:
  • Die Durchblutung wird angeregt.
  • Der Bewohner wird aktiviert.
  • Der Bewohner erspürt die Grenzen seines Körpers.
Vorbereitung: Indikation

Wir prüfen, ob eine anregende Waschung sinnvoll ist. Dieses ist der Fall etwa bei:
  • Bewusstlosigkeit oder Bewusstseinseintrübungen
  • Depressionen
  • Antriebsminderung
  • Diabetes mellitus
  • Gefäßkrankheiten oder -schädigungen
  • niedriger Blutdruck (Hypotonie)
Nicht geeignet ist die Maßnahme bei:
  • Desorientierung
  • Unruhezustände
  • Druckerhöhung im Gehirn
  • Hypertonie
Hinweise:
  • Im Verlauf dieser Maßnahme wird sich der Blutdruck um mindestens 10 bis 20 mmHg erhöhen.
  • Eine anregende Waschung kann auch ärztlich angeordnet werden.
Material

  • Händedesinfektionsmittel
  • ein rauer Waschlappen oder (Natur-)Schwamm.
  • 2 große Handtücher zum Abtrocknen
  • Waschschüssel
  • Hautpflegemittel
Hinweise:
  • Die erste Waschung erfolgt mit reinem Wasser. Bei späteren Maßnahmen kann Melisse oder Lavendelöl zugegeben werden. Bei Hypertonikern und Epilepsiepatienten sollte kein Rosmarinöl genutzt werden.
Durchführung: Organisation
  • Die anregende Waschung sollte von der Bezugspflegekraft oder zumindest von einer vertrauten Pflegekraft durchgeführt werden. Ggf. kann nach entsprechender Einweisung auch ein Angehöriger den Bewohner waschen.
  • Der Bewohner wird über die Waschung informiert und um Zustimmung gebeten.
  • Die Fenster werden geschlossen und die Raumluft ggf. auf eine angenehme Temperatur geheizt.
  • Dem Bewohner wird ein Toilettengang, ein Steckbecken oder ein Toilettenstuhl angeboten.
  • Die Waschschüssel wird mit Wasser gefüllt. Die Wassertemperatur liegt rund 10°C unter der Körpertemperatur. Ggf. erhält der Bewohner die Möglichkeit, die Temperatur mit der Hand zu prüfen.
  • In einem Doppelzimmer wird entweder ein Sichtschutz aufgebaut oder der Mitbewohner für die Zeit nach draußen gebeten.
  • Das Bett wird auf eine angenehme Arbeitshöhe gestellt.
  • Die Vitalwerte werden gemessen.
  • Die Hilfsmittel (Hörgerät, Brille) werden zur Seite gelegt.
  • Ggf. vorhandene Lagerungshilfsmittel werden entfernt, soweit diese nicht unbedingt notwendig sind.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
Waschung
  • Die Pflegekraft taucht den Waschlappen ins Wasser ein. Dieser wird nicht ausgewrungen, ist also tropfnass.
  • Bei der ersten Durchführung wird die Reihenfolge wie bei der reinigenden Ganzkörperwaschung gewählt. Also zunächst Arme, Gesicht, Brustkorb, dann Bauch und Beine. Der Intimbereich bleibt ausgespart. Bei weiteren Waschungen kann diese Ordnung variiert werden.
  • Es wird immer nur der Bereich entkleidet, der gewaschen werden soll. Ist die Maßnahme dort abgeschlossen, wird der Bewohner abgetrocknet und das Körperareal falls möglich wieder bekleidet.
  • Wir sorgen für einen angemessenen Nässeschutz:
  • Beim Waschen des Brustkorbes wird die Matratze mit einem Handtuch vor Feuchtigkeit geschützt. Dem Bewohner wird zusätzlich ein Handtuch als Tropfschutz über den Intimbereich gelegt.
  • Beim Waschen der Arme oder der Beine wird jeweils ein Handtuch unter die Extremität gelegt.


  • Die Pflegekraft wäscht den Bewohner nun gegen die Haarwuchsrichtung. Zudem sollte sie sich bemühen, beim Waschen den Körperkonturen zu folgen, um dem Bewohner ein Gefühl für seine Körpergrenzen zu vermitteln.
  • Die Bewegungen sollten über die gesamte Länge durchgängig („in einem Zug“) erfolgen, also ohne abzusetzen.
  • Am Ende jeder Waschbewegung hebt die Pflegekraft die Hand vom Körper des Bewohners ab und führt diese durch die Luft zurück zum Ausgangspunkt für die nächste Bewegung. Der Waschlappen wird also nicht auf der Haut (und dann mit der  Haarwuchsrichtung) zurückbewegt.
  • Ggf. kann zwischen den Waschbewegungen eine kleine Pause eingelegt werden. Dieses gibt dem Bewohner die Möglichkeit, den Hautreiz „nachzuspüren“.
  • Die Bewegung kann mehrfach wiederholt werden. Dieses fördert die Körperwahrnehmung.
  • Die Berührungen erfolgen für den Bewohner spürbar und deutlich, also mit einem angemessenen Druck. Dieser wird an die jeweilige Körperzone angepasst. Wenn z.B. der Rücken gewaschen wird, sollte mit mehr Druck gearbeitet werden, da die Haut in diesem Bereich nicht so sensibel ist.
  • Der Bewohner wird in Haarwuchsrichtung abgetrocknet. Auch hierbei wird das Handtuch nach jeder Trockenbewegung abgesetzt. Der Bewohner wird also nicht „abgerubbelt“.
  • Die Maßnahme sollte nicht länger als 20 Minuten dauern.
  • Schon nach wenigen Minuten sollte die Pflegekraft bemerken können, dass der Bewohner wacher und aktiver wird.
  • Ggf. kann ein Fußbad als Abschluss durchgeführt werden.
Richtlinien für das Waschen
  • Die anregende Waschung kann als Ganzwaschung und auch als Teilwaschung durchgeführt werden.
  • Wenn der Bewohner mit der Maßnahme überfordert wird, sollte diese abgebrochen werden.
  • Die Pflegekraft sollte während des Waschens möglichst wenig mit dem Bewohner sprechen, damit die beruhigende Atmosphäre erhalten bleibt.
  • Die Pflegekraft erkundigt sich regelmäßig nach dem Befinden des Bewohners. Bei Schmerzen oder Unwohlsein wird die Maßnahme abgebrochen und ggf. der Arzt informiert.
  • Der Bewohner sollte nicht frieren.
  • Wir kündigen dem Bewohner jede Maßnahme an, auch wenn dieser aufgrund einer Demenz offenkundig den Sinn der Worte nicht versteht. Zusätzlich lagern wir alle benötigten Materialien so, dass der Bewohner diese sehen kann.
Nachbereitung:
  • Die Pflegekraft prüft, ob das Bett nass geworden ist.
  • Die gesamte Bekleidung des Bewohners wird gerichtet und der Bewohner bequem gelagert.
  • Die Pflegekraft fragt nach dem Befinden des Bewohners.
  • Das Bettlaken wird von Falten befreit.
  • Die Klingel wird in Reichweite gelegt.
  • Der Bewohner erhält seine Hilfsmittel (Hörgerät, Brille).
  • Der Bewohner wird befragt, ob er weitere Wünsche habe. Insbesondere wird ihm ein Getränk angeboten.
  • Das Zimmer wird gelüftet.
  • Das verbrauchte Material wird entsorgt.
  • Die Waschschüssel wird gereinigt und desinfiziert.
  • Die Pflegemittel werden zurückgestellt. Bei persönlichen Mitteln achtet die Pflegekraft darauf, dass die Behälter beschriftet sind.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Die Pflegekraft räumt das Zimmer auf.
  • Die Waschung wird im Leistungsnachweis dokumentiert.
  • Die Lagerung wird im Lagerungs- und Mobilitätsplan verzeichnet.
  • Beobachtungen, etwa Hautveränderungen oder Schmerzäußerungen, werden dokumentiert und ggf. dem Hausarzt mitgeteilt.
  • Ggf. wird die Pflegeplanung angepasst.
Dokumente:
  • Leistungsnachweis
  • Lagerungs- und Mobilitätsplan
  • Vitaldatenblatt
  • Berichtsblatt
  • Dokumentenblatt "Meldungen an den Arzt"
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • alle Pflegekräfte
 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Waschen; Ganzwaschung; Bett; Körperpflege
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.