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Version 2.05d - 2017

Standard "Bindehautentzündung (Konjunktivitis)"

 
Trockenes Auge oder Adenovirus? Bei einer Bindehautentzündung ist das eine durchaus gewichtige Frage. Denn während im ersten Fall ein Fläschchen mit künstlicher Tränenflüssigkeit das Problem löst, kann eine virale Konjunktivitis zum unfreiwilligen Praxistest für jedes Hygienekonzept werden.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


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Standard "Bindehautentzündung (Konjunktivitis)"
Definition: Eine Konjunktivitis (Bindehautentzündung) ist eine akute oder chronische Entzündung der Augenbindehaut. Es werden zwei Formen unterschieden:
  • Die nichtinfektiöse Konjunktivitis kann etwa durch eine unzureichende Produktion von Tränenflüssigkeit ausgelöst werden. Als Auslöser kommen auch Staub, Sonneneinstrahlung und eine Überanstrengung der Augen in Betracht. Eine solche Konjunktivitis kann auch die Folge des Kontakts mit Medikamenten, mit Zigarettenrauch, mit Kosmetika, mit Tierhaaren oder mit Pollen sein, auf die der Körper allergisch reagiert. Auch unbehandelte Brechungsfehler können eine Konjunktivitis auslösen.
  • Die infektiöse Konjunktivitis wird etwa durch Bakterien ausgelöst, vor allem durch Staphylokokken, durch Streptokokken, durch Pneumokokken, durch Chlamydien oder durch Gonokokken. Auch Viren können eine Bindehautentzündung verursachen, etwa Adenoviren oder Herpes-Simplex-Viren. Überdies können in Einzelfällen Pilze als Auslöser in Betracht kommen. Die Symptomatik tritt häufig auch im Verlauf einer anderen Erkrankung auf, wie z. B. Masern, Windpocken oder Röteln. Insbesondere bei einer bakteriellen Konjunktivitis besteht das Risiko, dass sich die Entzündung auf die Hornhaut ausbreitet und dort ein Hornhautgeschwür verursacht.
  • Eine von Adenoviren ausgelöste Konjunktivitis ist höchst ansteckend. Sie kann sich epidemisch ausbreiten.
Grundsätze:
  • Auch eine nichtinfektiöse Konjunktivitis kann die Lebensqualität des betroffenen Bewohners erheblich beeinträchtigen. Daher nehmen wir diese Erkrankung stets ernst.
  • Uns ist bewusst, dass eine Konjunktivitis immer auch die Folge einer Infektion sein kann, in deren Folge es ggf. zu bleibenden Augenschäden kommen kann.
Ziele:
  • Der Auslöser der Konjunktivitis wird korrekt ermittelt.
  • Bei einer allergisch bedingten Bindehautentzündung wird der Kontakt mit dem auslösenden Allergen auf ein Minimum reduziert.
  • Durch konsequente Hygienemaßnahmen wird die Ausbreitung von viral ausgelösten Bindehautentzündungen vermieden.
  • Die Lebensqualität des Bewohners wird so wenig wie möglich beeinträchtigt.
  • Es kommt zu keinen Komplikationen.
Vorbereitung: Symptome
Wir achten auf die typischen Symptome einer Konjunktivitis:
  • Rötung und Schwellung der Bindehaut
  • Jucken oder Brennen
  • Fremdkörpergefühl ("Sand im Auge")
(Hinweis: Ein Fremdkörpergefühl ist typisch für eine einfache Bindehautentzündung. Wichtig ist jedoch, das Auge auch dann zu untersuchen. Ggf. wurde ja tatsächlich ein Fremdkörper eingetragen.)
  • erhöhter Tränenfluss
  • krampfhafter Lidschluss
  • i. d. R. geringe bis mittlere Schmerzbelastung
  • meiden von Licht
  • Sekretion, je nach Auslöser wässrig, schleimig oder eitrig
  • verklebte Lidränder am Morgen
  • Bildung von Bindehautfollikeln
  • ggf. Schwellungen der Lymphknoten vor dem Ohr
Hinweise:
  • Bei einer bakteriellen Infektion ist das Sekret eitrig und tritt ggf. in großer Menge auf. Mitunter kommt es zum Blutaustritt in die Schleimhaut.
  • Bei einer infektiösen Konjunktivitis ist mitunter zunächst nur ein Auge betroffen. Häufig leiden die erkrankten Bewohner gleichzeitig an einem allergischen Schnupfen. Es muss geprüft werden, mit welchen "verdächtigen" Stoffen das Auge kurz zuvor in Kontakt gekommen ist. Eine allergische Konjunktivitis tritt hingegen i. d. R. parallel an beiden Augen auf.
  • Wenn es hinreichende Anzeichen für eine Konjunktivitis gibt, stellen wir den Bewohner einem Augenarzt vor. Sofern es Hinweise für eine Infektion gibt, bitten wir die Sprechstundenhilfe um eine zeitnahe Terminvergabe.
  • Auch wenn die typischen Symptome einer Bindehautentzündung vorliegen, muss es sich nicht unbedingt um eine solche handeln. Auch andere Augenschädigungen können der Auslöser sein – etwa eine verletzte Hornhaut.
Durchführung: Pflegemaßnahmen und Unterstützung bei der ärztlichen Therapie
  • Bei einem allergischen Geschehen stellen wir sicher, dass der Bewohner mit dem jeweiligen Allergen so wenig wie möglich in Kontakt kommt.
  • Wir schützen die Augen vor schädlichen Umwelteinflüssen, wie etwa Staub. Der Bewohner sollte den Kontakt mit rauchenden Mitbewohnern meiden.
  • Wir raten dem Bewohner davon ab, sich mit Hausmitteln zu behelfen. Kamillenzubereitungen etwa sind problematisch. Sie haben zwar einen entzündungshemmenden Effekt, können dafür aber allergische Reaktionen auslösen. Überdies sind selbst produzierte Lösungen nicht steril. Sie können also verkeimt sein und das Auge schädigen.
  • Bei einer unzureichenden Tränensekretion erhält der Bewohner künstliche Tränenflüssigkeit. Er soll zudem die Augen vor Austrocknung schützen, also etwa Wind oder Zugluft meiden.
  • Der Bewohner erhält ggf. ein lokales Antibiotikum. I. d. R. wird das Mittel mehrmals pro Tag eingebracht. Wenn der Bewohner mit der korrekten Applikation überfordert ist, erhält er von uns die notwendige Unterstützung. (Hinweis: Auch Tropfenfläschchen mit Antibiotika können nach einer vorherigen Kontamination zu einem Übertragungsweg werden.)
  • Eine Therapie mit Antibiotika sollte stets gezielt erfolgen. Wir regen also die Erregeridentifizierung mittels Bindehautabstrich für Kultur und Gramfärbung an. Nach der Bestimmung des Keims wird die Therapie ggf. entsprechend verfeinert.
  • Bei einer allergischen Bindehautentzündung kann der Einsatz von Antihistaminika haltigen Augentropfen sinnvoll sein. Zumeist tritt das Symptombild nur im Frühjahr und im Sommer auf und wird von einem allergischen Schnupfen begleitet. Wir prüfen zudem, ob eine Desensibilisierung gegen die auslösenden (Pollen-)Antigene sinnvoll ist.
  • Die Applikation von Glukokortikoid haltigen Präparaten bei Allergien sollte zeitlich beschränkt werden.
  • Der Bewohner sollte auf die Nutzung von Kontaktlinsen verzichten und zumindest vorübergehend eine Brille tragen. Wir überprüfen zudem, ob der Bewohner überhaupt in der Lage ist, die Kontaktlinsen angemessen zu reinigen.
  • Das Sekret kann in der Nacht austrocknen und die Lider verkleben. In diesem Fall müssen die verkrusteten Lidränder am Morgen gereinigt werden. Wir weichen das Sekret auf, das die Bindehaut verklebt. Wir nutzen dafür einen feuchten Waschlappen. Danach spülen wir das gelöste Sekret mit warmem Wasser aus. Bei der Reinigung der Augen achten wir auf eine Wischrichtung von außen nach innen. Erst nach der Reinigung applizieren wir etwaige Augentropfen.
  • Wenn eine Konjunktivitis als Folge einer Infektion vorliegt, nutzen wir bei der Reinigung getrennte Waschutensilien für jedes Auge.
  • Bei einer Chlamydieninfektion ("Schwimmbadkonjunktivitis") kann es zu einem gleichzeitigen Befall des Urogenitaltrakts kommen. Ggf. ist eine systemische Antibiotikatherapie erforderlich. Etwaige Sexualpartner müssen ggf. mitbehandelt werden.
  • Wir prüfen, ob kühlende Auflagen die Schmerzbelastung senken. Bei starken Augenschmerzen sollte der Bewohner ein entsprechendes systemisches Schmerzmittel erhalten.
  • Bei einer viralen Infektion ist gemeinsam mit dem behandelnden Arzt zu prüfen, ob der Bewohner isoliert werden sollte. Bei der Entscheidung berücksichtigen wir die Infektiosität des Krankheitserregers und die Einsichtsfähigkeit und den

    +++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++




 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Infektion; Auge; Bindehautentzündung; Konjunktivitis
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.