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Version 1.05 - 2014

Standard "Haarwäsche im Bett" (ambulante Pflege)

 
Nicht jeder Klient kann für die Körperpflege an das Waschbecken oder in die Dusche mobilisiert werden. Die Haarwäsche im Bett jedoch ist knifflig. Zumal dann, wenn keine Haarwaschwanne zur Verfügung steht.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Haarwäsche im Bett" (ambulante Pflege)
Definition:
  • Auch die Haare von bettlägerigen Menschen müssen regelmäßig sowie bei Bedarf gewaschen werden. Wir stellen damit sicher, dass diese sauber, gesund und äußerlich ansprechend sind.
  • Die Haarwäsche wird nur dann im Bett vorgenommen, wenn eine Haarwäsche unter der Dusche oder vor dem Waschbecken nicht durchführbar ist.
Grundsätze:
  • Gesundes und schönes Haar ist ein wesentlicher Faktor für die Lebenszufriedenheit unserer Klienten und vor allem für unsere Klientinnen.
  • Wie oft die Haare gewaschen werden, entscheidet der Klient. Wir empfehlen eine mindestens wöchentliche Wäsche.
  • Wenn ein Klient unter krankheitsbedingtem Haarausfall leidet, gehen wir besonders einfühlsam mit ihm um. Dieses gilt besonders für Klientinnen.
  • Wir richten uns bei allen Maßnahmen nach den Wünschen des Klienten, soweit dieses möglich ist.
  • Den Klienten sollten keine Haare geschnitten werden, es sei denn, die Haare sind sehr stark verfilzt. Genauso wenig werden Klientinnen mit langen Haaren ohne Zustimmung einfachheitshalber Zöpfe geflochten.
  • Auf Wunsch kann ein Termin bei einem mobilen Friseur vereinbart werden.
  • Die Haarwäsche muss sorgfältig vorbereitet werden. Unterbrechungen während der Haarwäsche, etwa weil ein Pflegemittel fehlt, sollten unterbleiben.
  • Der Klient sollte in die Maßnahme eingebunden werden und möglichst viele Handgriffe selbst erledigen.
Ziele:
  • Der Klient fühlt sich wohl.
  • Das Selbstwertgefühl des Klienten wird gesteigert.
  • Mögliche Erkrankungen der Kopfhaut werden erkannt.
  • Die Durchblutung der Kopfhaut wird verbessert.
  • Die Haare sehen gepflegt aus und verfilzen nicht.
  • Ggf. werden Parasiten abgetötet und entfernt.
Vorbereitung: Indikation
Ggf. kontaktieren wir den Hausarzt. Wir klären, ob eine Haarwäsche aus medizinischen Gründen zu unterlassen ist. Dieses ist insbesondere der Fall bei:
  • Erkrankungen im Ohr
  • Halswirbelverletzungen
  • Schädelverletzungen
  • Verletzungen oder Erkrankungen der Kopfhaut
  • starke Erkältungen
  • Atemprobleme
  • Herzinsuffizienz
  • nach Operationen
notwendiges Material und Personal notwendiges Material und Personal
  • Pflegekraft und ggf. Hilfskraft
  • Kamm oder eine Bürste
  • aufblasbares) Haarwaschbecken mit Ablaufschlauch oder alternativ ein großer Müllbeutel (120 l)
  • ggf. Pumpe
  • ggf. Schere
  • großes Gefäß mit angenehm temperiertem Wasser
  • Spülgefäß (ggf. Litermaß)
  • großer Eimer zum Auffangen des verbrauchten Wassers
  • Einmalschürze
  • 2 Handtücher (nach Möglichkeit vorgewärmt)
  • Haarpflegemittel (Babyshampoo ist zumeist gut verträglich)
  • Gummiunterlage als Bettschutz
  • Ggf. Plastikfolie zum Einwickeln des Kopfkissens
  • Waschlappen als Augenschutz
  • Handspiegel
  • Haarföhn
  • ggf. ein Paar Einmalhandschuhe
(Hinweis: Bei immobilen Klienten ist es ggf. sinnvoll, dass die Maßnahme von zwei Pflegekräften durchgeführt wird. Alternativ kann ein pflegender Angehöriger helfen. Die Haarwäsche wird dadurch beschleunigt und ist weniger belastend. Dieses insbesondere bei Erschwernisfaktoren wie demenziell bedingter Unruhe, Übergewicht, Kontrakturen usw.)
Information und Organisation
  • Wir erfragen die persönlichen Wünsche zum Shampoo. Ggf. wird das bevorzugte Produkt auf die Einkaufsliste unseres Einkaufsservice gesetzt.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Der Klient wird über die anstehende Haarwäsche informiert und um Erlaubnis gebeten. Ggf. zieht die Pflegekraft Einmalhandschuhe an.
  • Ohrschmuck, Brille, Hörgeräte usw. werden abgenommen und sicher gelagert.
  • Wenn der Klient unter Ohrenerkrankungen leidet, erfolgt die Haarwäsche nur nach Rücksprache mit dem Arzt. Ggf. werden Watte oder Stöpsel genutzt, um die Ohren vor Feuchtigkeit zu schützen.
  • Auf Wunsch des Klienten kann die Haarwäsche ggf. mit dem Friseurtermin kombiniert werden.
Lagerung des Klienten während der Haarwäsche
  • Die Matratze wird mit einer Gummiunterlage geschützt.
  • Der Klient wird bequem auf dem Rücken gelagert.
  • Das Kopfteil des Bettes wird flach gestellt.
  • Das Kopfbrett des Betts wird (falls möglich) entfernt.
  • Das Bett wird so gestellt, dass es von beiden Seiten zugänglich ist.
  • Alle Fenster werden verschlossen. Es darf keine Zugluft geben. Ggf. wird die Heizung höher gestellt, um die Raumtemperatur anzupassen.
  • Falls der Klient zu weit oben im Bett liegen sollte und kein Platz für das Waschbecken bleibt, wird er ein Stück abwärts bewegt.
  • Die Nackenaussparung der Haarwaschwanne wird mit einem kleinen Handtuch ausgepolstert.
  • Der Höhenunterschied des Bettes zur Haarwaschwanne wird ggf. mit einem (Keil-)Kissen ausgeglichen. (Bei vielen Pflegebetten ist es möglich, das Kopfteil komplett zu entfernen.) Der Klient wird dabei unterstützt, seinen Oberkörper kurz aufzurichten. Die Haarwaschwanne wird nun in das Bett gestellt.
  • Die Kniekehlen werden ggf. mit einer Lagerungshalbrolle unterstützt.
  • Die Füße werden ggf. mit einem Bettverkürzer abgestützt.
Alternative Vorgehensweise mit einem Müllbeutel
  • Die Haarwäsche in der ambulanten Pflege gestaltet sich häufig nicht so komfortabel wie in der stationären Pflege. Häufig fehlt es an geeigneten Hilfsmitteln. Zum Waschen der Haare kann hier statt eines aufblasbaren Haarwaschbeckens auch eine große Plastikmülltüte genutzt werden.
  • Dabei wird eine Ecke des Müllbeutels abgeschnitten. Das entstandene Loch bildet später den Ablauf für das verbrauchte Wasser. Daher sollte die Pflegekraft die Ecke nicht zu groß abschneiden.
  • Das Kissen, auf dem der Klient liegt, sollte am besten auch in eine Plastikfolie gewickelt werden. Das Kissen wird damit vor Durchfeuchtung geschützt.
  • Als Nächstes wird der Klient auf die Seite gedreht. Die Pflegekraft kann nun den Müllbeutel mit der offenen Seite weit bis unter die Schultern platzieren. Die restliche Öffnung des Müllsacks wird aufgerollt.



  • Der Klient wird zurück auf den Rücken gedreht: Er liegt nun großzügig auf dem Müllbeutel.
  • Die Pflegekraft formt nun den Müllbeutel so, dass das Wasser gut hineinfließen kann.
  • Die aufgeschnittene Ecke des Müllbeutels hängt am Kopfteil herab.
  • Zum Auffangen des verbrauchten Wassers wird ein großer Eimer untergestellt.
Durchführung: Inspektion der Kopfhaut
  • Die Pflegekraft inspiziert die Kopfhaut auf Verletzungen, auf Schwellungen und auf Parasitenbefall.
  • Falls ein ungewöhnlicher Befund auftritt, wird die Haarwäsche abgebrochen und die Pflegedienstleitung informiert.
Reinigung
  • Die Pflegekraft prüft mit der eigenen Hand die Temperatur des Wassers in der Wanne.
  • Danach beginnt sie, die Haare mit dem Schöpfgefäß von hinten nach vorn in Richtung Haaransatz mit Wasser zu begießen. Die Augen des Klienten werden mit einem Waschlappen geschützt. Falls der Klient diesen Waschlappen nicht akzeptiert, kann alternativ eine Pflegekraft die Augen mit einer Hand schützen.
  • Während des Gießens wird der Klient befragt, ob die Temperatur des Wassers angenehm ist.
  • Die Pflegekraft kontrolliert, ob der Abwasserschlauch bzw. der Müllbeutel das verschmutzte Wasser in den Eimer ableitet.
  • Sobald die Haare ausreichend nass sind, trägt die Pflegekraft das Shampoo auf und massiert es in die Haare ein.
  • Auf Wunsch sowie bei Bedarf wird auch die Kopfhaut massiert.
  • Vor dem Abspülen testet die Pflegekraft mit der eigenen Hand noch mal die Temperatur des Waschwassers.
  • Mit dem Schöpfgefäß werden die Haare ausgespült, beginnend mit dem Haaransatz dann nach hinten fortsetzend.
  • Es ist wichtig, dass das Shampoo restlos aus den Haaren gespült wird, da sonst die Haut angegriffen wird.
  • Wenn die Haare sehr fettig oder verschmutzt sind, kann die Reinigung wiederholt werden.
  • Bei Klientinnen mit längerem Haar kann es sinnvoll sein, regelmäßig auch eine Haarspülung oder eine Haarkur anzuwenden. Die Haare lassen sich dann leichter kämmen.
  • Sobald das Shampoo komplett entfernt wurde, wird der Oberkörper des Klienten leicht angehoben und die Waschwanne bzw. der Müllbeutel entfernt. Der Kopf des Klienten wird zum Schutz vor Kälte mit einem Handtuch umwickelt

    +++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++

 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Waschen; Körperpflege; Haarwäsche
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