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Version 1.05 - 2017 |
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Standard "Ohrspülung" |
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Ein
Ohrenschmalzpfropf ist zwar nicht schädlich, kann aber erheblich
nerven. Dieses insbesondere, wenn bereits die Hörfähigkeit leidet.
Bevor jedoch der Pflegebedürftige mit einer Häkelnadel im Gehörgang
stochert, ist es besser, eine gründliche Spülung durchzuführen. |
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Wichtige Hinweise:
- Zweck unseres Musters ist es nicht,
unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser
Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und
an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
- Unverzichtbar ist immer auch eine
inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte,
da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen.
Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten
Krankheitsbildern kontraindiziert.
- Dieser Standard eignet sich für die
ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen
jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen
"Patient".
Dieses Dokument ist auch
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Standard "Ohrspülung" |
Definition:
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- Verschiedene Faktoren können dazu führen, dass
ein Ohrenschmalzpfropf den Gehörgang verlegt. Häufige Auslöser sind
eine übersteigerte Ohrenschmalzproduktion, ein beeinträchtigter
Selbstreinigungsmechanismus des äußeren Gehörgangs oder eine
unsachgemäße Säuberung mit Wattestäbchen, bei der das Ohrenschmalz tief
in den Gehörgang geschoben wird.
- In diesem Fall kann das Ohr mittels einer
Ohrspülung gereinigt werden. Die Maßnahme fällt zwar zunächst in die
Kompetenz eines Arztes. Dieser kann die Durchführung jedoch auf
Pflegefachkräfte delegieren, sofern diese dazu qualifiziert sind.
(Hinweis: Die Frage, inwieweit eine Ohrspülung vom Arzt an Pflegekräfte
delegiert werden darf, ist in der Fachliteratur umstritten.)
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Grundsätze:
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- Die Durchführung einer Ohrspülung erfolgt nur nach vorheriger ärztlicher Delegation.
- Durch eine unkonzentrierte Durchführung der
Ohrspülung können dem Bewohner erhebliche Schmerzen und auch
körperliche Schäden zugefügt werden.
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Ziele:
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- Das Ohr wird gereinigt. Der Ohrenschmalzpfropf wird restlos ausgespült.
- Wir erkennen krankhafte Veränderungen im Ohr zeitnah.
- Der Bewohner versteht die Maßnahme. Er ist kooperativ und beteiligt sich an der Durchführung im Rahmen seiner Möglichkeiten.
- Die Schmerzbelastung ist so gering wie möglich.
- Verletzungen während der Maßnahme werden vermieden.
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Vorbereitung: |
Indikation / Kontraindikation
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- Im äußeren Gehörgang des Bewohners befindet
sich ein Fremdkörper oder ein Ohrenschmalzpfropf. Dieser behindert die
Sicht auf das Trommelfell oder führt zu einer Schwerhörigkeit.
- Wir sind uns sicher, dass das Trommelfell
intakt ist. Eine etwaige Perforation muss ggf. durch einen Arzt vorab
ausgeschlossen werden.
- Wenn der Bewohner unter Ohrenerkrankungen (z.
B. Mittelohrentzündung) leidet, führen wir keine Spülung durch. Auch
bei Hautschädigungen wie etwa Ekzemen in der Ohrmuschel ist die
Maßnahme kontraindiziert.
- Bei Senioren mit einer fortgeschrittenen
demenziellen Erkrankung ist die Durchführung oftmals nicht möglich,
weil Betroffene den Sinn der Maßnahme nicht verstehen und daher nicht
stillhalten. Das Verletzungsrisiko ist zu groß.
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Material
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Wir stellen das notwendige Material bereit:
- Ohrenspritze (100 bis 125 ml) oder alternativ spezielles Spülsystem
- Schale mit Leitungswasser (körperwarm)
- ggf. isotonische Kochsalzlösung oder antiseptische Lösung
- Nierenschale (ggf. eine zweite Nierenschale, falls sich der Bewohner übergibt)
- wasserfestes Abdecktuch
- Handtuch
- Ohrentropfen zum Lösen von Ohrenschmalz (Wasserstoffperoxidlösung oder glycerinhaltige Lösung)
- Watteträger
- unsterile Kompresse
- ggf. Material für einen Ohrenverband
- Einmalhandschuhe
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weitere Maßnahmen
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- Der Bewohner wird in eine sitzende Position gebracht. Ist dieses nicht möglich, stellen wir das Kopfende des Bettes hoch.
- Das Bett selbst wird auf eine Höhe gefahren, die ein Rücken schonendes Arbeiten erlaubt.
- Die Kleidung des Bewohners und das Bett werden mit einer Wasser abweisenden Unterlage vor einer Durchfeuchtung geschützt.
- Der Bewohner wird über die Maßnahme informiert.
Dieses ist insbesondere bei demenziell erkrankten Senioren wichtig, da
sich diese leicht durch das einströmende Wasser erschrecken. Auch
bewusstlose Senioren werden entsprechend instruiert.
- Die Pflegekraft stellt noch einmal sicher, dass
das Spülwasser tatsächlich körperwarm ist. Sie kann sich dafür etwas
Spülwasser über den Handrücken laufen lassen. Zu kaltes Wasser ist für
den Betroffenen extrem unangenehm, was zu Abwehrreaktionen führen wird.
- Die Pflegekraft sorgt für die notwendige Privatsphäre. Besucher werden für kurze Zeit aus dem Raum gebeten.
- Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch und legt Einmalhandschuhe an.
- Nun wird die Arbeitsfläche desinfiziert. Die Pflegekraft legt dort das Material bereit.
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Durchführung:
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- Grobe Verunreinigungen im Bereich der Ohrmuschel und dem Ohrausgang können mit einem angefeuchteten Watteträger entfernt werden.
- Die Pflegekraft inspiziert das Ohr auf
Veränderungen. Sie achtet auf Rötungen, auf Entzündungen, auf
Schwellungen, auf Ausfluss und auf Schmerzempfindlichkeit. Ggf. wird
die Maßnahme abgebrochen und der Arzt informiert.
- Wenn ein sehr harter Cerumenpfropf vorliegt,
kann dieser durch das vorherige Einträufeln eines geeigneten Wirkstoffs
aufgeweicht werden.
- Die Pflegekraft zieht die Ohrmuschel des Bewohners vorsichtig nach hinten, um den Gehörgang etwas zu strecken.
- Die Pflegekraft platziert die Nierenschale unterhalb des Ohrläppchens. Ggf. kann der Bewohner die Schale selbst halten.
- Nun wird das Spülwasser vorsichtig und mit
mäßigem Druck eingespritzt. Zu hoher Druck kann Schwindel auslösen.
Ggf. hält die Pflegekraft den Kopf des Bewohners mit der freien Hand in
Position.
- Die Pflegekraft vermeidet es, mit der Spritzenöffnung das Ohr zu verschließen. Das Wasser muss frei abfließen können.
- Das Wasser und das darin gelöste Ohrenschmalz
werden in der Nierenschale aufgenommen. Die Pflegekraft achtet auf
Blutbeimengungen im Spülwasser.
- Die Pflegekraft wiederholt die Maßnahme so
lange, bis der Fremdkörper entfernt wurde bzw. bis die austretende
Spülflüssigkeit klar ist.
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Nachbereitung: |
- Die Pflegekraft trocknet das Ohr. Sie stellt sicher, dass keine Flüssigkeit mehr nachläuft.
- Die Pflegekraft platziert einen Wattetupfer
locker im Gehörgang. Alternativ legt sie ein Handtuch auf dem
Kopfkissen ab. Der Bewohner soll den Kopf auf die Seite drehen, damit
er auf dem betroffenen Ohr liegt. Die Schwerkraft wird nun die letzten
Tropfen der Spülflüssigkeit aus dem Ohr laufen lassen.
- Der Bewohner soll nach der Maßnahme noch etwas
sitzen bzw. liegen bleiben. Als Folge der Reizung des
Gleichgewichtsorgans kann es zu Übelkeit und zum Schwindelgefühl
kommen. Diese Symptome sollten nach spätestens 30 Minuten nachlassen.
Auch Zittern, Herzrasen, Blutdruckabfall, beschleunigte Atmung sowie
Ohnmacht können in seltenen Fällen auftreten.
- Je nach vorliegendem Problem kann es aber auch sein, dass der Bewohner darüber berichtet, jetzt wieder besser hören zu können.
- Die Pflegekraft bittet den Bewohner, dass sich
dieser bei Veränderungen oder bei Unwohlsein bei der Pflegekraft
meldet. Ggf. ergreifen wir Maßnahmen, um den Kreislauf zu
stabilisieren, z. B. werden die Beine hochgelagert.
- Ggf. wird das Bett wieder in die ursprüngliche Position gefahren.
- Das verbrauchte Material wird weggeräumt oder entsorgt.
- Die Einmalhandschuhe werden verworfen. Die Pflegekraft führt erneut eine hygienische Händedesinfektion durch.
- Nach zehn Minuten wird der Wattetupfer wieder
aus dem Ohr entfernt. Es kann sinnvoll sein, jetzt auch den Blutdruck
zu ermitteln.
- Sofern notwendig wird nun ein Ohrenverband angelegt.
- Die Maßnahme wird sorgfältig dokumentiert.
- Alle relevanten Veränderungen werden dem Arzt gemeldet.
- Die Ohrenspritze muss desinfiziert werden, wenn sie für alle Bewohner genutzt wird.
- Wir
raten dem Bewohner, sich privat eine Ohrenspritze anzuschaffen, wenn er
öfter unter einem Ohrenschmalzpfropf leidet. Damit entfällt die
Desinfektion dieser Spritze.
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Dokumente: |
- Leistungsnachweise "medizinische Pflege"
- Pflegebericht
- Pflegeplanung
- Bogen: Fragen an den Arzt
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Verantwortlichkeit / Qualifikation: |
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Weitere Informationen
zu diesem Thema |
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Schlüsselwörter für diese Seite |
Ohr; Ohrspülung |
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Genereller
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Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der
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bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert. |
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