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Version 2.08c - 2015

Pflegestandard "Ausstreichen der Venen"

 
Erst das Ausstreichen der Beine ermöglicht es, Kompressionsstrümpfe und Kompressionsverbände sinnvoll zu nutzen. Wir zeigen Ihnen, wie diese Maßnahme optimal und risikoarm durchgeführt wird.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Pflegestandard "Ausstreichen der Venen"
Definition:
  • Durch das Ausstreichen wird der venöse Rückfluss kurzzeitig um fast das Vierfache gesteigert.
  • Die Maßnahme hat nur eine vorübergehende Wirkung und sollte daher mit anderen Komponenten im Rahmen der Thromboseprophylaxe kombiniert werden. Das Ausstreichen der Venen sollte also z.B. vor dem Anziehen der Kompressionsstrümpfe erfolgen.
  • Das Ausstreichen wird vor allem bei immobilen Bewohnern genutzt.
  • Die meisten Senioren werden diese Maßnahme als angenehm empfinden, dieses insbesondere dann, wenn das Ausstreichen mit einer Einreibung der Beine verbunden wird.
(Hinweis: Das Ausstreichen der Venen wird inzwischen sehr kritisch gesehen, da die Gefahr besteht, dass sich Mikrogerinnsel lösen. Daher sollte die Durchführung vom Arzt explizit angeordnet werden.)
Grundsätze:
  • Für sich allein genommen, ist das Ausstreichen der Beine keine wirksame Maßnahme zur Vermeidung einer Thrombose.
Ziele:
  • Die Stauung in den Beinen wird so weit beseitigt, dass sich weitere Maßnahmen zur Thromboseprophylaxe anschließen können.
  • Komplikationen werden zeitnah erkannt.
Vorbereitung: Organisation
  • Das Ausstreichen der Beine erfolgt nur dann, wenn der behandelnde Arzt dieser Maßnahme zuvor zugestimmt hat.
  • Das Material für die anschließenden Maßnahmen liegt bereits vor dem Ausstreichen bereit, also etwa die Kompressionsstrümpfe oder die Binden für die Kompressionsverbände. Wir stellen damit sicher, dass die Beine im optimal entstauten Zustand versorgt werden können.
Kontraindikationen:
Wir streichen die Beine nicht aus, wenn der Bewohner unter einer der folgenden Krankheiten leidet:
  • Thrombose oder der Verdacht auf eine (also ein kompletter oder teilweiser Verschluss einer Vene durch ein Blutgerinnsel)
  • periphere arterielle Verschlusskrankheit
  • ausgeprägte Varikosis (Krampfadern)
  • Phlebitis (Venenentzündung)
  • Hautverletzungen im Bereich der Ober- und Unterschenkel
  • massive Beinödeme
  • schwere Herzinsuffizienz
  • Schmerzen in den Beinen
Durchführung: Ablauf
  • Der Bewohner wird in eine Rückenlage gebracht.
  • Er soll ein Bein anheben. Alternativ hebt die Pflegekraft das Bein mit dem Arm an. Das Bein wird ggf. durch ein Kissen unterstützt.



  • Die Pflegekraft umfasst den Oberschenkel mit den Händen und streicht diesen herzwärts bis zur Mitte des Oberschenkels aus. Sie folgt dabei dem Lauf der großen Venen. Im Umfeld des Intimbereiches wird der Oberschenkel nicht ausgestrichen. Das Ausstreichen wird 3 bis 5 Mal wiederholt.
  • Die Pflegekraft umfasst den Unterschenkel im Bereich des Sprunggelenks. Sie streicht mit mäßigem Druck den Unterschenkel herzwärts aus. Das Bein wird dabei leicht von der Matratze abgehoben. Auch diese Maßnahme wird 3 bis 5 Mal wiederholt.
  • Ggf. wird zuletzt der Oberschenkel erneut ausgestrichen.
Hinweise:
  • Die Hände können mehrfach neu angesetzt werden. Der sofortige Rückfluss des Blutes in die Beine wird durch die Venenklappen verhindert.
  • Beim Ausstreichen sollten die Beine so umfasst werden, dass die Daumen oben liegen. Die weiteren Finger sind zu einer flachen Handfläche geschlossen.
  • Die Hände sollten mit einer gleichmäßigen Geschwindigkeit über das Bein gleiten.
  • Alternativ zur o.g. Durchführung können Ober- und Unterschenkel auch in einem Durchgang ausgestrichen werden. Die Bewegung beginnt an der Ferse und endet in der Mitte des Oberschenkels. Das getrennte Ausstreichen des Ober- und dann des Unterschenkels hat aber den Vorteil, dass ein ggf. im Oberschenkel vorhandener Blutstau beseitigt wird. Die zuvor entleerten Venen im Oberschenkel sind danach in der Lage, das Blut des Unterschenkels aufzunehmen, sobald auch dieser entstaut wird.
  • Falls der Bewohner im Verlauf des Ausstreichens über starke Schmerzen klagt, wird die Maßnahme abgebrochen und der Arzt informiert. Es könnte sich eine Thrombose entwickelt haben.
  • Diese Maßnahme kann auch in die Ganzkörperwaschung integriert werden. Dafür wird der Waschlappen mit mäßigem Druck in Herzrichtung über die Beine geführt.
  • Ggf. kann beim Ausstreichen der Beine eine Lotion genutzt werden, da diese die Hände besser über die Haut gleiten lässt. Dieses ist aber nur dann sinnvoll, wenn danach ein Kompressionsverband aufgebracht werden soll. Werden jedoch Kompressionsstrümpfe angezogen, kann die Lotion den Reibungswiderstand des Stoffes auf der Haut erhöhen. Der Strumpf klebt dann auf der Haut.
Nachbereitung:
  • Unmittelbar, also direkt nach dem Ausstreichen der Beine kann die Pflegekraft die Kompressionsstrümpfe oder die Kompressionsverbände anlegen.
Dokumente:
  • Leistungsnachweis
  • Lagerungs- und Mobilitätsplan
  • Berichtsblatt
  • Dokumentenblatt "Meldungen an den Arzt"
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • alle Pflegekräfte
 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Varikose; Krampfader; Venenleiden; Antithrombosestrumpf; Thromboseprophylaxestrumpf; Thrombose; Prophylaxe; Thromboseprophylaxe; ATS; Ödem; Strumpf; Venen; Ausstreichung
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.