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Version 1.09a - 2013

Standard "Bewegungsübungen mit Hilfsmitteln im Rahmen der Kontrakturenprophylaxe"

 
Neben aktiven Bewegungsübungen sowie dem assistierten Durchbewegen von Gelenken können ergänzend auch Hilfsmittel genutzt werden, wie etwa Gymnastikbänder oder Igelbälle. Die hier vorgestellten Übungen zur Kontrakturenprophylaxe sind Beispiele und können individuell erweitert oder abgeändert werden.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Bewegungsübungen mit Hilfsmitteln im Rahmen der Kontrakturenprophylaxe"
Definition:
  • Kontrakturen sind die Folge einer Verkürzung von Muskeln, Sehnen und anderen Weichteilen, die für die Bewegung von Gelenken verantwortlich sind. Die Degeneration verursacht einen erheblichen Widerstand gegen aktive und passive Bewegungen des betroffenen Gelenks sowie eine unerträgliche Schmerzbelastung. Die Beweglichkeit des Gelenks nimmt in der Folge immer weiter ab, bis es letztlich zum Funktionsverlust kommen kann. Betroffen sind insbesondere die Finger- und die Handgelenke. Bei vielen Betroffenen treten Kontrakturen auch in den Bein-, Fuß- und Zehgelenken auf.
  • Kontrakturen sind keine unvermeidliche Folge des Alterungsprozesses, sondern treten i.d.R. nach einschneidenden gesundheitlichen Verschlechterungen auf, wie etwa einem Schlaganfall, nach Frakturen, nach schweren Schüben von Multipler Sklerose sowie im Verlauf einer fortschreitenden demenziellen Erkrankung.
  • Zur Kontrakturenprophylaxe werden alle pflegerischen Maßnahmen gezählt, die das Auftreten von Kontrakturen verhindern oder deren Fortschreiten verzögern. Unverzichtbar dabei sind angepasste Lagerungen, um eine permanente Fehlhaltung von Extremitäten zu vermeiden. Zusätzlich haben Bewegungsübungen einen nachweisbaren therapeutischen Effekt auf den Krankheitsverlauf.
  • Neben aktiven Bewegungsübungen sowie dem assistierten Durchbewegen von Gelenken können ergänzend auch Hilfsmittel genutzt werden, wie etwa Gymnastikbänder oder Igelbälle. Die hier vorgestellten Übungen sind nur Beispiele und können individuell erweitert oder abgeändert werden.
Grundsätze:
  • Das primäre Mittel gegen Kontrakturen ist Bewegung.
  • Bewegungsübungen machen nur dann Sinn, wenn sie diszipliniert durchgeführt werden; also regelmäßig und im vom Physiotherapeuten vorgegebenen Umfang.
  • Bewegungen, die nur unter Schmerzen möglich sind, werden strikt vermieden. Sie verringern den Kooperationswillen des Bewohners und schädigen ggf. dessen Gelenke.
  • Wir arbeiten eng mit dem Physiotherapeuten und dem Arzt zusammen. Deren Vorgaben werden sorgfältig umgesetzt. Gleichzeitig erwarten wir, dass auch unsere Beobachtungen und Rückmeldungen bei der Planung der weiteren Therapie berücksichtigt werden.
Ziele:
  • Die Beweglichkeit der Gelenke wird erhalten und gefördert.
  • Eine Muskelatrophie wird vermieden. Die Muskulatur wird gekräftigt.
  • Das Körperbild des Bewohners bleibt gewahrt. Er erkennt, dass er sich aktiv beteiligen muss, um die Funktionsfähigkeit seines Bewegungsapparates zu erhalten und auszubauen.
  • Das Herzkreislauf-System wird gestärkt.
  • Der Zustand des Bewohners wird so weit verbessert, dass er die Bewegungsübungen in einem immer größeren Umfang eigenständig durchführen kann.
Vorbereitung: Organisation
  • Die Übungen werden vom Physiotherapeuten vorgegeben. Wir bitten diesen darum, die Bezugspflegekraft entsprechend anzuleiten.
  • Die Bewegungskapazitäten aller Gelenke werden in der Pflegedokumentation so genau vermerkt, dass jede Pflegekraft die Übungen durchführen kann. Eine Über- und Unterforderung wird dadurch ausgeschlossen.
  • Wenn die Pflegekraft den Zustand des Bewohners nicht genau kennt, verschafft sie sich über die Pflegedokumentation einen Überblick. Relevant sind insbesondere die Bewegungsmöglichkeiten der Gelenke sowie relevante Krankheitsbilder wie Gicht oder rheumatische Erkrankungen.
Material
  • Wir stellen das Material zusammen. Die Materialien sollten die richtige Größe haben und nicht zu schwer sein. Es ist wichtig, dass diese keine scharfen Kanten haben und unzerbrechlich sind. In unseren Beispielen unten kommen ein Stachel- oder Tennisball sowie ein Gymnastikband zum Einsatz.
Indikation
  • Wir nutzen Bewegungsübungen bei verschiedenen Krankheitsbildern:
    • Bewusstlosigkeit
    • Lähmungen
    • starke körperliche Schwäche
    • nach längerer Ruhigstellung einzelner Gelenke, etwa nach einer Fraktur mit Gipsbehandlung
  • Bewegungsübungen sind unter verschiedenen Umständen nicht sinnvoll:
    • Das Gelenk zeigt Entzündungszeichen, also insbesondere Rötungen, Schwellungen, Überwärmung oder Schmerzempfindlichkeit.
    • Der Bewohner ist krank, leidet etwa unter Fieber, Übelkeit oder Kopfschmerzen.
    • Der Bewohner befindet sich im Sterbeprozess.
  • weitere Hinweise:
    • Die hier beschriebenen Maßnahmen gelten nicht für Hemiplegie-Patienten. Bei dieser Gruppe kommen Bewegungsübungen aus dem Bereich des Bobath-Konzeptes zum Einsatz.
Durchführung:

  • Der Bewohner wird zum Sitzen an die Bettkante mobilisiert und erhält ein Gymnastikband. Er soll nun die Arme auseinander bewegen und dann wieder zusammenführen. Diese Übung kann auch durchgeführt werden, wenn die Arme über den Kopf gestreckt werden. Der Bewohner wird dazu angeleitet, die Übung eigenständig durchzuführen.


  • Der Bewohner nimmt den (Stachel-)Ball zwischen die flachen Handinnenseiten. Er soll nun den Ball auf den Handtellern und auf den Fingern bewegen.
  • Der Bewohner nimmt den Ball zwischen den Zeigefinger und den Daumen. Er soll die Finger nun vorsichtig in einem kleinen Kreis bewegen, ohne den Ball zu verlieren. Er greift fester zu und lockert danach den Griff wieder.
  • Der Bewohner wird zum Sitzen an die Bettkante mobilisiert. Er trägt nur dünne Socken oder ist barfuß. Dieses ist wichtig, damit der Bewohner Spürinformationen erhält. Die Höhe des Bettes wird so eingestellt, dass der Bewohner mit den Fußsohlen den Boden erreichen kann. Der Ball liegt vor den Füßen des Bewohners. Dieser soll nun den Ball von den Zehen über die Fußsohlen zu den Hacken und wieder zurück bewegen.
  • Danach bewegt der Bewohner den Ball vom rechten Fuß zum linken und wieder zurück.
Nachbereitung:
  • Sofern die Gegenstände nicht personenbezogen genutzt werden, müssen diese nun desinfiziert werden.
  • Der Schwierigkeitsgrad der Übungen wird ggf. angepasst. Beispiel: Statt passiven Übungen können zukünftig aktiv-assistive Bewegungsabläufe genutzt werden.
  • Die Maßnahme wird sorgfältig dokumentiert.
  • Wenn die Pflegekraft relevante Beobachtungen macht, werden der Physiotherapeut bzw. der Hausarzt informiert.
Dokumente:
  • Berichtsblatt
  • Leistungsnachweis
  • Kommunikationsblatt mit dem Arzt
  • Pflegeplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • Pflegefachkräfte
 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Prophylaxe; Kontraktur; Kontrakturenprophylaxe; Schulter; Arm
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.