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Version 1.10g |
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Standard
"Bewegungsübungen zur Vermeidung von Kontrakturen des
Schultergelenks" |
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Wunden oder Knochenbrüche können
ausheilen; einmal entstandene Kontrakturen hingegen lassen sich
zumeist nicht mehr lösen. Besonders fatal wirkt sich dabei die
Versteifung des Schultergelenks aus. Zum Funktionsverlust des
Armes samt Händen kommen oft genug Schmerzen, die jede
Lebensfreude rauben. |
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Wichtige Hinweise:
- Zweck unseres Musters ist es nicht,
unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert
und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
- Unverzichtbar ist immer auch eine
inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte,
da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen.
Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten
Krankheitsbildern kontraindiziert.
- Dieser Standard eignet sich für die
ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen
jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen
"Patient".
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Standard
"Bewegungsübungen zur Vermeidung von Kontrakturen des Schultergelenks" |
Definition: |
- Mit der Beweglichkeit in drei Achsen ist das
Schultergelenk das flexibelste Kugelgelenk des menschlichen Körpers.
Entwickeln sich hier Kontrakturen, würde der Bewohner in seiner
Eigenständigkeit massiv beeinträchtigt.
- Ein kontrahiertes Schultergelenk kann eine
enorme Schmerzbelastung verursachen. Die Beschwerden wiederum
veranlassen den Bewohner sich noch weniger zu bewegen. Das Ausmaß
der Kontraktur steigert sich erneut.
- Kontrakturen sind dauerhafte
Beweglichkeitseinschränkungen von Gelenken, die daraufhin in
unphysiologisch gebeugten oder gestreckten Positionen verharren. Es
werden verschiedene Formen von Kontrakturen unterschieden:
- Beugekontrakturen, also Gelenksteifen in
Beugestellung
- Streckkontrakturen, also Gelenksteifen in
Streckstellung
- Abduktions- oder Adduktionskontrakturen,
die vor allem die Daumen betreffen
- Eine Kontraktur kann verschiedene Ursachen
haben:
- unflexibles Narbengewebe oberhalb eines
Gelenkes
- Degeneration des Muskelgewebes, etwa in
Folge einer Entzündung, Immobilität oder eines Unfalls
- Verwachsungen der Gelenkflächen,
Schrumpfung der Gelenkkapseln
- neuronale Ursachen wie Multiple Sklerose
oder Rückenmarksverletzungen
- Eine Kontrakturenprophylaxe soll die
Entwicklung solcher Beweglichkeitseinschränkungen und
Fehlstellungen verhindern oder abmildern. Zentraler Bestandteil
dieser Vorsorge sind frühzeitige Maßnahmen zur Mobilisierung,
insbesondere das Durchbewegen der betroffenen Gelenke.
- Wir unterscheiden zwischen verschiedenen
Übungsformen:
- passive Bewegungsübungen: Die Bewegungen
werden von der Pflegekraft durchgeführt. Die Muskulatur des
Bewohners wird nicht genutzt. Passive Bewegungsübungen führen
wir nur durch, wenn sich der Bewohner in einem schlechten
Gesundheitszustand befindet, etwa bei Lähmungen oder völliger
Entkräftung.
- aktiv-assistive Bewegungsübungen: Der
Bewohner führt die Bewegung durch, wird dabei aber von der
Pflegekraft unterstützt. Dieses ist immer dann erforderlich,
wenn der Bewohner z.B. mit dem Gewicht der eigenen Extremität
überfordert ist. Oftmals auch sind Bewohner bei Rotationen nicht
in der Lage, mit ihrer Muskulatur den gesamten
Bewegungsspielraum des Gelenks zu nutzen. Wir setzen diese Form
bei Bewohnern ein, deren Herz-Kreislaufsystem und/oder
Bewegungsapparat beeinträchtigt sind.
- aktive Übungen: Der Bewohner führt die
Bewegung eigenständig durch. Die Rolle der Pflegekraft
beschränkt sich darauf, den Bewohner anzuleiten, diesen zu
motivieren und Fehler zu korrigieren.
- resistive Übungen: Die Pflegekraft
leistet bei den Bewegungsübungen moderaten Widerstand und erhöht
damit den Kraftaufwand für den Bewohner. Bei dieser Durchführung
steht neben einer Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit auch das
Ziel der Steigerung der Muskelkraft im Vordergrund.
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Grundsätze: |
- Das primäre Mittel gegen Kontrakturen ist
Bewegung.
- Bewegungsübungen machen nur dann Sinn, wenn
sie diszipliniert durchgeführt werden; also regelmäßig und im vom
Physiotherapeuten vorgegebenen Umfang.
- Bewegungen, die nur unter Schmerzen möglich
sind, werden strikt vermieden. Sie verringern den Kooperationswillen
des Bewohners und schädigen ggf. dessen Gelenke.
- Wir arbeiten eng mit dem Physiotherapeuten
und dem Arzt zusammen. Deren Vorgaben werden sorgfältig umgesetzt.
Gleichzeitig erwarten wir, dass auch unsere Beobachtungen und
Rückmeldungen bei der Planung der weiteren Therapie berücksichtigt
werden.
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Ziele: |
- Die Beweglichkeit der Gelenke wird erhalten
und gefördert.
- Eine Muskelatrophie wird vermieden. Die
Muskulatur wird gekräftigt.
- Das Körperbild des Bewohners bleibt gewahrt.
Er erkennt, dass er sich aktiv beteiligen muss, um die
Funktionsfähigkeit seines Bewegungsapparates zu erhalten und
auszubauen.
- Das Herzkreislauf-System wird gestärkt.
- Der Zustand des Bewohners wird soweit
verbessert, dass er die Bewegungsübungen in einem immer größeren
Umfang eigenständig durchführen kann.
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Vorbereitung: |
Organisation |
- Die Übungen werden vom Physiotherapeuten
vorgegeben. Wir bitten diesen darum, die Bezugspflegekraft
entsprechend anzuleiten.
- Die Bewegungskapazitäten aller Gelenke werden
in der Pflegedokumentation so genau vermerkt, dass jede Pflegekraft
die Übungen durchführen kann. Eine Über- und Unterforderung wird
dadurch ausgeschlossen.
- Wenn die Pflegekraft den Zustand des
Bewohners nicht genau kennt, verschafft sie sich über die
Pflegedokumentation einen Überblick. Relevant sind insbesondere die
Bewegungsmöglichkeiten der Gelenke sowie relevante Krankheitsbilder
wie Gicht oder rheumatische Erkrankungen.
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Indikation |
- Wir nutzen Bewegungsübungen bei verschiedenen
Krankheitsbildern:
- Bewusstlosigkeit
- Lähmungen
- starke körperliche Schwäche
- nach längerer Ruhigstellung einzelner
Gelenke, etwa nach einer Fraktur mit Gipsbehandlung
- Bewegungsübungen sind unter verschiedenen
Umständen nicht sinnvoll:
- Das Gelenk zeigt Entzündungszeichen, also
insbesondere Rötungen, Schwellungen, Überwärmung oder
Schmerzempfindlichkeit.
- Der Bewohner ist krank, leidet etwa unter
Fieber, Übelkeit oder Kopfschmerzen.
- Der Bewohner befindet sich im
Sterbeprozess.
- weitere Hinweise:
- Die hier beschriebenen Maßnahmen gelten
nicht für Hemiplegie-Patienten. Bei dieser Gruppe kommen
Bewegungsübungen aus dem Bereich des Bobath-Konzeptes zum
Einsatz.
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Durchführung: |
Organisation |
- Der Bewohner liegt in Rückenlage. Das
Kopfteil wird flach gestellt.
- Die Bettdecke wird entfernt. Verzichtbare
Lagerungshilfsmittel und andere störende Gegenstände werden aus dem
Bett genommen.
- Infusionen, Drainagen und
Blasenverweilkatheter werden fixiert.
- Die Pflegekraft klärt den Bewohner über die
geplante Maßnahme auf. Insbesondere bittet sie ihn, sich bei
Schmerzen sofort zu melden.
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Elevation (heben des Armes) |
- Der Arm des Bewohners liegt neben dem
Oberkörper auf der Matratze auf. Die Handfläche weist in Richtung
Oberschenkel. (Diese Haltung ist die sog. "Neutral-Null-Stellung".)
- Die Pflegekraft umfasst mit einer Hand das
Handgelenk des Bewohners.
- Die andere Hand der Pflegekraft umgreift von
oben den Oberarm des Bewohners.
- Die Pflegekraft führt den gestreckten Arm nun
um 90 Grad nach oben, bis er in Richtung Zimmerdecke zeigt.
- Dann weitere 90 Grad in die Elevation. Der
Arm zeigt nun in Richtung Kopfende des Bettes. Der Oberarm des
Bewohners liegt neben seinem Kopf.
- Die seitliche Ausrichtung der Handflächen
bleibt während der gesamten Bewegung bestehen.
- Nun wird der Arm des Bewohners auf dem
gleichen Weg zurück in die Neutral-Null-Position (die
Ausgangsposition) bewegt.
(Tipp: Der Bewohner kann diese Bewegung auch
allein durchführen. Er führt dazu beide Hände auf seinem Unterbauch
zusammen und verschränkt die Finger. Die so verbundenen Arme führt er
nun über seinen Kopf.) |
Abduktion (abspreizen des Armes) |
- Die Anfangsposition des Armes und die
Griffpunkte sind die gleichen wie bei der Elevation.
- Die Pflegekraft führt den gestreckten Arm in
einem 90°-Winkel seitlich aus dem Bett heraus. Während der Oberarm
noch auf dem Bett aufliegt, ragt der Unterarm
+++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++
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Weitere Informationen
zu diesem Thema |
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Schlüsselwörter für diese Seite |
Prophylaxe; Kontraktur;
Kontrakturenprophylaxe; Schulter; Arm |
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Genereller
Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und
Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch
kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel
diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der
jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt
angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen
bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert. |
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