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Version 3.05a - 2017

Standard "Pflege von Senioren mit chronischem Sodbrennen / Refluxösophagitis"

 
Ernährung umstellen oder doch lieber die schnelle Pille nach dem Essen? Viele vom chronischen Sodbrennen geplagte Senioren vertrauen auf Medikamente aus der Fernsehwerbung. Langfristig jedoch hilft gegen Refluxösophagitis nur eine umfassende Strategie.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

  Standard "Pflege von Senioren mit chronischem Sodbrennen / Refluxösophagitis"
Definition:
  • Bei einem gastroösophagealen Reflux kommt es zu einem wiederholten Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre. Auslöser dafür ist zumeist ein unvollständiger Verschluss des unteren Speiseröhrensphinkters.
  • Die aggressive Magensäure fließt in die Speiseröhre und schädigt das Plattenepithel der Speiseröhrenschleimhaut. Daraus kann sich eine Entzündung entwickeln (Refluxösophagitis), die oftmals einen chronischen Verlauf nimmt.
  • Ein nur gelegentlicher Reflux von kurzer Dauer in die Speiseröhre hingegen ist unproblematisch.
  • Jeder fünfte Fall von chronischem Husten soll die Folge von gastroösophagealem Reflux sein. Durch die Aspiration kleiner Mengen Magensäure kommt es zu einer dauerhaften Reizung der Bronchialschleimhaut.
Grundsätze:
  • Sodbrennen sollte nicht unterschätzt werden. Kommt es zu Komplikationen wie einem Ösophaguskarzinom, ist die Gesundheit des Bewohners erheblich gefährdet. Möglich ist auch eine nächtliche Aspiration von Mageninhalt.
  • Jeder Bewohner hat das Recht, sein Leben und insbesondere auch sein Essverhalten eigenverantwortlich zu gestalten.
  • Ohne eine langfristige Umstellung der Lebensgewohnheiten wird sich die Symptomatik nicht bessern.
  • Eine Selbstmedikation mit rezeptfreien Medikamenten ist keine Alternative zu einer umfassenden ärztlichen Behandlung.
Ziele:
  • Die akuten Beschwerden klingen ab. Durch eine langfristige Strategie wird ein Wiederauftreten der Symptomatik vermieden.
  • Der Einsatz von Medikamenten sowie ein operativer Eingriff werden durch eine Umstellung der Konsumgewohnheiten (insbesondere der Ernährung) vermieden.
  • Häufige Komplikationen der Refluxösophagitis werden vermieden, insbesondere Blutungen aus Geschwüren, narbige Strikturen (Einengungen) der Speiseröhre sowie maligne Entartungen der chronisch entzündeten Schleimhaut.
Vorbereitung: Symptome
Wir achten auf Symptome, die für eine sich entwickelnde Refluxösophagitis sprechen:
  • Der Bewohner klagt über Magenschmerzen, Luftaufstoßen, Sodbrennen sowie über ein saures Aufstoßen. Die Symptomatik ist besonders intensiv nach einer Nahrungsmittelaufnahme. Aber auch das Liegen oder Bücken verstärkt die Beschwerden.
  • Es kommt später zu Beschwerden beim Schlucken. Der Bewohner berichtet von Schmerzen, deren Ausgangspunkt hinter dem Brustbein liegt. Zu den weiteren Krankheitszeichen zählen Reizhusten, Heiserkeit, asthmaähnliche Luftnot sowie ein Zurückströmen von Nahrung aus dem Magen in die Mundhöhle (Regurgitation)
Wenn hinreichende Anzeichen für eine Erkrankung sprechen, wird der Bewohner seinem Hausarzt bzw. einem Facharzt vorgestellt. Wir bedenken gleichzeitig, dass Schmerzen im Brustkorb immer auch ein Warnzeichen für einen Herzinfarkt sein können.
Durchführung: Umstellung der Ernährung und des Konsums von Genussmitteln
Der Bewohner sollte das Rauchen einstellen oder zumindest signifikant reduzieren. Nikotin fördert die Vasokonstriktion (Gefäßverengung). In der Folge wird die Speiseröhrenschleimhaut schlechter durchblutet und ist somit anfälliger für Schädigungen durch die Magensäure.
  • Der Alkoholkonsum und der Süßspeisenkonsum werden auf ein Minimum reduziert. Alkohol und Süßwaren gelten als "Säurelocker".
  • Auf Kaffee muss der Bewohner nicht generell verzichten. Er sollte verschiedene Sorten probieren. Bestimmte Kaffeesorten werden ggf. gut vertragen, während andere Produkte zu Beschwerden führen.
  • Drei Stunden vor dem Zubettgehen sollte der Bewohner keine Speisen mehr zu sich nehmen. Folglich entfallen alle Spätmahlzeiten. Der Termin für das Abendessen wird ggf. angepasst.
  • Der Bewohner erhält eiweißreiche und fettarme Kost. Eiweiß fördert den Verschlussmechanismus. Fett hingegen hemmt ihn.
  • Der Bewohner soll schwer verdauliche Speisen meiden, also etwa Kohl und Hülsenfrüchte. Diese erhöhen den Druck auf den Sphinkter, da sie eine lange Verweildauer im Magen haben.
  • Der Bewohner soll den Konsum von kohlensäurehaltigen Getränken reduzieren.
  • Auf eine Würzung der Speisen mit scharfen Gewürzen sollte verzichtet werden. Auch Pfefferminz ist problematisch.
  • Nach dem Essen soll der Bewohner Kaugummi kauen. Der erhöhte Speichelfluss spült die Speiseröhre.
  • Der Bewohner sollte beim Essen sitzen. Ist es nicht möglich, den Bewohner für die Mahlzeit aus dem Bett zu mobilisieren, so wird zumindest das Kopfteil hochgestellt und der Oberkörper aufgerichtet.
  • Der Bewohner sollte statt der drei Hauptmahlzeiten bevorzugt fünf kleinere Mahlzeiten zu sich nehmen.
  • Wir streben eine Normalisierung des BMI an. Insbesondere sollte etwaiges Übergewicht durch eine angepasste Ernährung abgebaut werden, da dadurch der Druck auf den unteren Speiseröhrensphinkter reduziert wird.
nicht-medikamentöse Maßnahmen
  • Wir prüfen, ob natürliche Behandlungsmethoden das Sodbrennen lindern. Wir bieten dem Bewohner ein Glas verdünnte, warme Milch sowie ein Stück Weißbrot an. Ein Joghurt puffert Säure aufgrund seines Eiweißgehalts.
  • Bei akuten Beschwerden verschaffen Heilerde und Basenpulver oftmals Linderung. Die langfristige Einnahme solcher Präparate hingegen ist nicht sinnvoll, da diese Wirkstoffe letztlich zu einer Erhöhung der Säureproduktion führen.

medikamentöse Therapie
Wir  raten dem Bewohner von der eigenmächtigen Einnahme rezeptfreier Medikamente ab.
  • Wir stellen sicher, dass die ärztlich verordneten Medikamente regelmäßig eingenommen werden. Insbesondere bei stärkeren Beschwerden können Protonenpumpenblocker oder H2-Blocker die Symptomatik bessern.
  • Soweit nicht anders verordnet, sollte der Bewohner Antazida 30 bis 60 Minuten nach der Mahlzeit einnehmen. H2-Blocker werden einmal nach dem Abendessen verabreicht. Protonenpumpenhemmer werden nüchtern oder 30 bis 60 Minuten vor der Mahlzeit eingenommen.
  • Wir prüfen, ob der Bewohner Medikamente einnimmt, deren Nebenwirkungen die Refluxösophagitis befördern. Dieses ist insbesondere bei Anticholinergika, bei Nitraten, bei Kalziumantagonisten sowie bei Theophyllin zu befürchten.
  • Wir achten darauf, dass grundsätzlich alle Medikamente mit ausreichend Wasser eingenommen werden. Unterbleibt dieses, bleiben viele Arzneimittel "auf halber Strecke" an der Schleimhaut der Speiseröhre haften und reizen diese.
Nebenwirkungen
Wir stellen uns auf die häufigsten Nebenwirkungen ein.
  • Protonenpumpenhemmer: Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schlafprobleme, Schwindel, Übelkeit sowie Hautausschlag und Juckreiz. Seltener Durchfall, Darmwinde, Stuhlverstopfung und Oberbauchbeschwerden
  • H2-Antagonisten: Übelkeit, Durchfall, Verstopfung, Kopfschmerzen und Kraftlosigkeit
  • Prokinetika: Kopfschmerz, Übelkeit, Durchfall und Bauchschmerzen
  • Antazida: Aufstoßen, Blähungen, Völlegefühl und Verstopfungen
Umstellung der Schlafgewohnheiten
  • Der Bewohner soll sich nicht unmittelbar nach einer Mahlzeit hinlegen. Wir animieren den Bewohner, sich im Rahmen seiner körperlichen Fähigkeiten zu bewegen, also etwa spazieren zu gehen.


  • +++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++



 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema

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