Standard "Pflege von Senioren mit Schwindel" |
Definition:
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- Schwindel ist eine Form der
Gleichgewichtsstörung. Das Orientierungsvermögen innerhalb des Raumes
ist beeinträchtigt. Der Bewohner nimmt Bewegungen seines Körpers wahr,
die nicht real sind. Häufig wird der Schwindel begleitet durch Übelkeit
und Erbrechen.
- Es gibt zwei Formen des Schwindels:
- Beim physiologischen Schwindel wird die
Gleichgewichtsstörung durch eine Stimulation des Vestibularapparats
ausgelöst, etwa durch anhaltendes Drehen um die eigene Körperachse oder
nach einer Achterbahnfahrt. Der Schwindel hält zumeist nur wenige
Minuten an.
- Beim pathologischen Schwindel ist eine
zusätzliche Erkrankung die Ursache, also etwa eine Schädigung des
Innenohres etwa bei Morbus Menière.
- Rund jeder fünfte Mann und jede dritte Frau
klagen über Schwindel. Mit zunehmendem Lebensalter steigt dieser Anteil.
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Grundsätze:
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- Schwindel ist kein schicksalhaftes Leiden, das
im Alter hingenommen werden muss. In vielen Fällen ist eine Behandlung
möglich und sinnvoll.
- Wir begreifen Schwindel als eine ernste
Einschränkung der Lebensqualität.
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Ziele:
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- Die Ursache des Schwindels wird geklärt.
- Der Bewohner fühlt sich sicher.
- Der Bewohner erhält die notwendige
Unterstützung.
- Der Bewohner stürzt nicht.
- Falls sich ein Sturz nicht vermeiden lässt,
werden die gesundheitlichen Auswirkungen minimiert.
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Vorbereitung: |
Informationssammlung
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Wir tragen
Informationen zusammen, die für die weitere Behandlung des Schwindels
relevant sein könnten:
- Seit wann leidet der Bewohner unter Schwindel?
- Unter welchen Begleitumständen tritt der
Schwindel auf?
- Wie macht sich der Schwindel bemerkbar?
- Welche Strategien hat der Bewohner entwickelt,
um mit dem Schwindel umzugehen?
- Wie lange hält der Schwindel an?
- Attackenschwindel, also ein plötzlich
auftretender nur zeitweiliger Schwindel
- Dauerschwindel
- Unter welcher Form des Schwindels leidet der
Bewohner?
- Drehschwindel: Der Bewohner fühlt sich, als
würde er in einem Karussell sitzen. Er wird in eine Richtung gezogen
(etwa nach links) und droht das Gleichgewicht zu verlieren.
- Liftschwindel: Der Bewohner fühlt sich, als
würde er in einem Fahrstuhl hoch- und runter fahren.
- Schwankschwindel: Der Bewohner fühlt sich,
als würde er sich auf einem schlingernden Schiff befinden.
- Benommenheitsschwindel ohne Bewegungsillusion
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Ursachenbestimmung
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Wir prüfen, ob uns
Anhaltspunkte für den Auslöser des Schwindels vorliegen.
- Leidet der Bewohner unter
Durchblutungsstörungen?
- Gibt es eine bekannte neurologische Erkrankung?
- Leidet der Bewohner unter Morbus Menière?
- Steht der Bewohner unter großem Stress? Leidet
er an psychischen Erkrankungen?
- Gibt es eine bekannte HNO-Erkrankung?
- Nimmt der Bewohner Medikamente, deren
Nebenwirkungen den Schwindel auslösen könnten?
- Leidet der Bewohner unter Hypertonie oder
Hypotonie?
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Problembestimmung
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Wir stellen die
Probleme zusammen, die der Schwindel auslöst. Diese werden dem Hausarzt
mitgeteilt.
- Leidet der Bewohner unter Nystagmus
(Augenzittern)?
- Droht der Bewohner zu stürzen? Ist er bereits
einmal oder mehrmals gestürzt?
- Leidet der Bewohner unter Lagerungsschwindel?
- Ist dem Bewohner schlecht? Muss er sich
übergeben?
- Führt der Bewohner Scheinbewegungen in eine
Richtung aus?
- Lösen Lageveränderungen oder Kopfbewegungen
heftigen Schwindel und Übelkeit aus?
- Leidet der Bewohner unter einer Ataxie (Störung
der Koordination von Bewegungsabläufen)?
- Ist der Bewohner benommen?
- Sind die Vitalwerte auffällig, insbesondere der
Puls und der Blutdruck?
- Wird dem Bewohner schwarz vor Augen?
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Durchführung:
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allgemeine Maßnahmen
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- Wir wirken beruhigend auf den Bewohner ein.
- Der Bewohner soll nur langsame und
ausgeglichene Bewegungen ausführen.
- Das Sturzrisiko wird abgeschätzt.
- Alle Maßnahmen im Rahmen der Sturzprophylaxe
werden sorgfältig umgesetzt.
- Insbesondere sollte der Bewohner auch
innerhalb der Einrichtung festes Schuhwerk tragen.
- Möbel sollten keine herausragenden scharfen
Ecken haben.
- Möbel mit einem unsicheren Stand werden
festgestellt oder (soweit möglich) ersetzt.
- Wir stellen sicher, dass die Klingel und der
Lichtschalter stets in Reichweite des Bewohners liegen.
- Bei allen Tätigkeiten, bei denen dem Bewohner
erfahrungsgemäß schwindelig wird, erhält der Bewohner Unterstützung.
- Wir bitten den Bewohner, vor dem Aufstehen aus
dem Bett nach einer Pflegekraft zu klingeln und auf die Hilfe zu warten.
- Das Bett sollte eine einheitliche Höhe haben,
auf die es nach jeder Pflegemaßnahme wieder zurückgestellt wird.
- Wir achten darauf, dass der Bewohner seine
Brille trägt und dass die Glasstärken aktuell sind.
- Der Bewohner sollte seine Hörgeräte den ganzen
Tag tragen. Verbrauchte Batterien werden rechtzeitig ersetzt.
- Grunderkrankungen, die den Schwindel auslösen,
werden konsequent behandelt.
- Flüssigkeits- und Elektrolytverluste werden
konsequent ausgeglichen.
- Ggf. erhält der Bewohner eine
durchblutungsfördernde Infusion.
- Wir sorgen dafür, dass der Bewohner in seinem
Wohnbereich ausreichend Sitzgelegenheiten vorfindet.
- Wir führen mit dem Bewohner Bewegungsübungen
durch.
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Anpassung der
Medikation
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Verschiedene
Medikamente können als Nebenwirkung Schwindel auslösen. Gemeinsam mit
dem behandelnden Arzt suchen wir nach alternativen Wirkstoffen.
- Analgetika
- Tranquilizer
- Diuretika
- Spasmolytika
- Antiallergika
- Röntgenkontrastmittel
- Muskelrelaxanzien
- Antiphlogistika
- Lokalanästhetika
- Parkinsonmedikamente
- Antidepressiva
- Tuberkulostatika
- Antimykotika
- Betarezeptorenblocker
- Antihypertonika
- Antibiotika
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Achtung Notfall!
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Zumeist ist
Schwindel an sich kein ernstes Warnsymptom. Wenn allerdings weitere
Einschränkungen auftreten, spricht dieses für eine
Gesundheitsgefährdung etwa durch einen Schlaganfall, Gehirntumor,
Multiple Sklerose usw. Bei folgenden Symptomen wird der Bewohner
umgehend einem Arzt oder ggf. einem Notarzt vorgestellt:
- nach einem Sturz oder bei Problemen beim Gehen.
- (stechende) Schmerzen im Brustraum, in die Arme
abstrahlende Schmerzen
- Benommenheit oder anhaltendes Kribbeln
- Bewusstseinsverlust
- undeutliche oder verwaschene Sprache
- Verlust oder Minderung des Hörvermögens
- Verlust oder Minderung des Sehvermögens
- starker Kopfschmerz
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Nachbereitung: |
- Alle Beobachtungen werden im Berichtsblatt
dokumentiert.
- Alle relevanten Veränderungen werden umgehend
dem Hausarzt mitgeteilt.
- Die Pflegeplanung wird regelmäßig aktualisiert
und auf Umsetzbarkeit kontrolliert.
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Dokumente: |
- Berichtsblatt
- Fragen an den Arzt / ärztliche Verordnungen
- Vitaldatenblatt
- Pflegenachweis
- Flüssigkeitsbilanzierung / Trinkprotokoll
- Mobilisierungs- und Bewegungsplan
- Pflegeplanung
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Verantwortlichkeit
/ Qualifikation: |
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