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Version 1.05 - 2016

Standard "Durchführung des Uhren-Zeichen-Test"

 
Vom Uhrentest gibt es zahlreiche Varianten. So richtig erforscht ist keine Einzige. Und trotzdem eignet sich dieses Screening-Verfahren erstaunlich gut, um das Fortschreiten einer Demenz abzuschätzen.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Durchführung des Uhren-Zeichen-Test"
Definition:
  • Der Uhrentest, Uhren-Zeichen-Test oder CDT ("clock drawing task") ist ein Screening-Verfahren für kognitive und andere Defizite. Der Bewohner wird aufgefordert, eine Uhr zu zeichnen. Diese besteht aus einem Kreis, den zwölf Stundenziffern und dem Stunden- und dem Minutenzeiger. Die Uhr soll eine bestimmte Zeit anzeigen, z. B. "fünf vor zwei". Im Idealfall ist der Kreis rund, die Ziffern leserlich und korrekt über die Scheibe verteilt. Die Uhrzeiger gehen von der Scheibenmitte aus und weisen passend zur vorgegebenen Zeit auf die richtigen Ziffern.
  • Für die Lösung der Aufgabe sind visuellräumliche Organisation und auch abstraktes Denken erforderlich. Bei Senioren mit Hirnleistungsstörungen, Sehfeldeinschränkungen sowie mit einem Neglekt wird das Ergebnis folglich vom Idealbild abweichen. Das Ausmaß der Abweichungen ist i.d.R. abhängig vom Krankheitsfortschritt. Daher ermöglicht ein regelmäßig wiederholter Uhrentest eine Verlaufsbestimmung der demenziellen Erkrankung.
  • Der größte Vorteil dieses Tests ist, dass die Durchführung bei nahezu allen Senioren möglich ist. Der Test erfordert kaum sprachliche Fähigkeiten und kann auch bei Menschen aus anderen Kulturkreisen genutzt werden. Das Zeichnen einer Uhr ist überdies zumeist biografisch verankert; die meisten Senioren kennen diese Aufgabe bereits aus ihrer Schulzeit und aus der ihrer Kinder.
Grundsätze:
  • Uns ist bewusst, dass die Aussagekraft des Tests begrenzt ist. Die Ergebnisse können je nach Tagesform schwanken.
Ziele:
  • Das Einsetzen einer hirnorganisch bedingten mentalen Leistungsminderung wird von uns zeitnah erkannt.
  • Der Verlauf des mentalen Abbaus wird über einen längeren Zeitraum erfasst und möglichst objektiv beschrieben.
  • Der Bewohner erlebt den Test als angenehm. Ihm werden seine Defizite nicht "vorgehalten".
Vorbereitung:
  • Der Uhrentest sollte nicht isoliert durchgeführt werden. Sinnvollerweise wird er in Kombination mit dem MMST ("Mini-Mental Status-Test") genutzt.
  • Wir prüfen, ob der Bewohner mit dem Prinzip einer analogen Uhr vertraut ist. Davon ist nahezu immer auszugehen. Allerdings ist zu beachten, dass ab Mitte der 70er-Jahre vermehrt Uhren mit Digitalanzeige genutzt wurden. Das Ausmaß der biografischen Verankerung kann also individuell abweichen.
  • Wir halten das notwendige Material bereit:
    • mehrere Bögen weißes Papier
    • Stifte, die sich auch bei Kontrakturen im Handbereich nutzen lassen.
  • Jede Pflegekraft, die als Bezugspflegekraft eingesetzt wird, sollte einen Uhrentest durchführen können. Sie wird ggf. von der Praxismentorin eingewiesen.
Durchführung:
  • Zur besseren Vergleichbarkeit der Ergebnisse sollte der Test bei jedem Bewohner stets zum gleichen Zeitpunkt stattfinden; also z.B. immer nach dem Frühstück. Die mentalen Fähigkeiten eines Senioren unterliegen ggf. tageszeitlichen Schwankungen.
  • Wir stellen sicher, dass der Bewohner ruhig, schmerzfrei und konzentriert ist. Wenn der Bewohner kurz zuvor Stress ausgesetzt war, wird der Test um einen Tag verschoben.
  • Der Test sollte in ruhiger Umgebung stattfinden, also etwa im Zimmer des Bewohners.
  • Dem Bewohner wird die Brille aufgesetzt und das Hörgerät eingesetzt.
  • Der Bewohner erhält ein weißes Blatt Papier. Ggf. ist dort bereits ein Kreis eingezeichnet. (Selbst mental gesunde Menschen haben oft Probleme, einen symmetrischen Kreis zu zeichnen.)
  • Die Pflegekraft stellt sicher, dass der Bewohner die Instruktionen verstanden hat. (Ansonsten führt ein ausgeschaltetes Hörgerät schnell zum Demenzverdacht.)
  • Die Pflegekraft bleibt beim Ausfüllen in der Nähe des Bewohners. Er sollte sich aber nicht überwacht fühlen, da dieses zu Stress führt.
  • Gleichwohl sollte die Pflegekraft den Bewohner beobachten. Relevant ist etwa, wie schnell der Bewohner die einzelnen Schritte durchführt und wo er zögert.
  • Der Bewohner erhält kein Zeitlimit. Gleichwohl sollte die Pflegekraft den Test abbrechen, wenn sie bemerkt, dass der Bewohner feststeckt.
  • Die Pflegekraft hilft dem Bewohner nicht. Sie verhindert, dass Mitbewohner Tipps geben können. Dieses würde das Testergebnis verfälschen.
  • Nach dem Test wird der Bewohner für das Ergebnis gelobt.
Nachbereitung:
  • Bei einem Frühstadium einer Demenz kann der Bewohner die Uhrscheibe und die Stundenziffern zumeist ohne Probleme zu Papier bringen. Die ersten Fehler treten i.d.R. beim Einzeichnen der Uhrzeiger auf.

  • Weitere Kriterien sind die Punkte:
    • Sind zwölf Zahlen vorhanden? Wurden Zahlen ausgelassen? Oder gibt es doppelte Ziffern?
    • Sind die Abstände zwischen den Ziffern gleichmäßig?
    • Befinden sich alle Ziffern innerhalb des Kreises?
    • Steht die Zahl 12 oben?
    • Hat der Bewohner zwei Zeiger eingetragen? Ist der Stundenzeiger kürzer als der Minutenzeiger?
    • Weisen die Zeiger auf die richtigen Ziffern?
  • In der Fachliteratur ist mitunter eine Punkteskala beschrieben, die eine objektive Messung des Ergebnisses ermöglichen soll. Wir nutzen diese nicht, da deren Validität nicht durch Studien hinreichend belegt ist.
  • Ideal geeignet ist der Uhrentest zur Verlaufsbeobachtung. Die vom Bewohner ausgefüllten Blätter werden archiviert. Der Test sollte alle sechs Monate sowie nach Krankheitsschüben durchgeführt werden. Der Vergleich zwischen aktuellen und älteren Testergebnissen erlaubt oftmals einen verlässlichen Rückschluss auf die Geschwindigkeit und auf das Ausmaß des mentalen Verfalls.
  • Wenn eine Uhr nur einseitig korrekt gemalt wurde, kann dieses auf eine Hemianopsie (einseitiger Gesichtsfeldausfall) oder auf eine andere Sehstörung hinweisen.
  • Falls das Testergebnis deutlich von vorherigen Durchführungen abweicht, wird eine zeitnahe Vorstellung beim Hausarzt geprüft. Dem Arzt kann eine Kopie der gezeichneten Uhr vorgelegt werden.
  • Wir passen die Pflegeplanung an das aktuelle Fortschreiten der demenziellen Störung an.
Dokumente:
  • archivierte Uhrentests
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • Bezugspflegekräfte
 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema

Schlüsselwörter für diese Seite Demenz; Uhrentest; Uhr
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