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Version 2.05f - 2016

Standard "Pflege von Senioren mit chronisch-lymphatischer Leukämie / CLL"

 
"Leukämie!" - Wer diese Diagnose hört, steht im ersten Moment unter Schock und formuliert danach schon mal das eigene Testament. Dabei ist diese Krankheit für Senioren oftmals eher lästig als wirklich gefährlich.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Pflege von Senioren mit chronisch-lymphatischer Leukämie / CLL"
Definition:
  • Die chronisch-lymphatische Leukämie (auch kurz "CLL") zählt zu den Non-Hodgkin-Lymphomen. Aus bislang ungeklärten Ursachen kommt es zu einer Störung bei der Produktion von bestimmten weißen Blutkörperchen. Diese entarteten Zellen können keine Krankheitserreger mehr neutralisieren, vermehren sich aber unkontrolliert.
  • Mehr und mehr verdrängen diese entarteten Zellen gesunde Lymphozyten und alle weiteren Blutzellen, die im Knochenmark gebildet werden. In der Folge entsteht ein Mangel an Blutplättchen, an weißen und an roten Blutkörperchen, was etwa zu einer erhöhten Infektanfälligkeit führt.
  • Die CLL ist die häufigste Leukämieform. In Deutschland erkranken etwa 2400 Menschen im Jahr. CLL tritt erst ab dem Erwachsenenalter auf. 90 Prozent der Betroffenen sind älter als 50 Jahre. Männer sind doppelt so häufig betroffen wie Frauen.
  • Da die Krankheit i. d. R. sehr langsam voranschreitet, ist ein Therapiebeginn direkt nach der Diagnosestellung nicht immer notwendig. Es gilt “watch and wait” also “beobachten und abwarten”. Das weitere Vorgehen richtet sich nach dem Stadium der Krankheit, dem Alter und dem Allgemeinzustand des Bewohners sowie nach dessen eigenen Wünschen. Verfahren wie etwa Chemotherapie oder Strahlentherapie werden bei betagten Senioren nur selten genutzt.
Grundsätze:
  • Die Diagnose "Leukämie" löst bei Betroffenen oft unnötige Ängste aus. Es liegt an uns, dem Bewohner wieder Zuversicht zu vermitteln. Bei vielen Senioren ist der Krankheitsverlauf so langsam, dass die CLL letztlich die Lebensspanne nicht relevant verkürzen wird.
  • Wir sind uns stets bewusst, dass die Angst um die Gesundheit die Persönlichkeit eines Menschen verändern kann. Wir sind daher im Umgang mit dem Bewohner besonders nachsichtig.
Ziele:
  • Eine chronisch-lymphatische Leukämie wird erkannt.
  • Der Bewohner ist über seine Krankheit informiert. Er kennt das reale Risiko und macht sich keine übertriebenen Sorgen.
  • Die Lebensqualität des Bewohners bleibt so weit und so lange wie möglich erhalten.
  • Das Infektionsrisiko wird so weit wie möglich gesenkt.
  • Wir bestimmen den Zeitpunkt, an dem die Lebensqualität durch die CLL so weit beeinträchtigt ist, dass eine aggressivere Behandlung sinnvoll ist.
Vorbereitung: achten auf Symptome
Die chronisch-lymphatische Leukämie verursacht anfangs nur ein schwaches Symptombild, das überdies häufig dem fortgeschrittenen Lebensalter zugerechnet wird. Daher wird bei zwei von drei Betroffenen die Krankheit nur zufällig entdeckt. Wir achten auf Symptome, die für eine sich entwickelnde CLL sprechen:
  • Die körperliche Leistungsfähigkeit des Bewohners ist gemindert. Er klagt über Müdigkeit.
  • Die Lymphknoten sind am Hals, in der Achselhöhle und in der Leiste beidseitig vergrößert, aber nicht schmerzempfindlich.
  • Die Milz und ggf. auch die Leber sind vergrößert.
  • Der Bewohner klagt über ein Druck- und Völlegefühl.
  • Gelegentlich sind die Ohrspeichel- und die Tränendrüsen geschwollen.
  • Der Bewohner verliert an Gewicht.
  • Der Bewohner leidet unter Nachtschweiß.
  • Der Bewohner ist anfällig für Infektionen, wie etwa Herpes Zoster, Bronchitis oder Lungenentzündung.
  • Es kommt gehäuft zu Mykosen.
  • Die Haut des Bewohners zeigt unklare Hautausschläge wie etwa Hautblutungen, knotige Infiltrate oder Ekzeme. Der Betroffene klagt über starken Juckreiz.
Durchführung: Beratung
  • Wir lassen den Bewohner mit seinen Ängsten nicht allein, sondern stehen ihm jederzeit für ein Gespräch zur Verfügung. Wir sind uns bewusst, dass "Blutkrebs" bei Erkrankten große Ängste auslöst. Wir verdeutlichen dem Bewohner, dass es heute verschiedene wirksame Medikamente gibt, die den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.
  • Wir stellen auf Wunsch den Kontakt zu anderen Erkrankten her; etwa im Rahmen einer Selbsthilfegruppe.
Pflegemaßnahmen
  • Wir berücksichtigen, dass Erkrankte vergleichsweise schnell ermüden. Bei anstrengenden Pflegemaßnahmen achten wir auf Anzeichen einer Erschöpfung. Dieses etwa bei der Ganzkörperwaschung oder bei Mobilisierungsübungen. Wir passen das Maß unserer Hilfeleistung flexibel an.
  • Bei auftretendem Nachtschweiß muss die Haut des Bewohners durch eine konsequente Intertrigoprophylaxe vor Reibungsschäden und vor Mazeration geschützt werden.
  • Wenn der Bewohner aufgrund der körperlichen Schwäche zunehmend Defizite im Bereich der Mobilität aufweist, wird die Dekubitusprophylaxe intensiviert.
  • Viele Betroffene leiden aufgrund der Minderversorgung mit Sauerstoff unter Schwindelgefühlen. Dieses erfordert Maßnahmen im Rahmen der Sturzprophylaxe.
  • Die Blutungsneigung ist gesteigert. Der Bewohner soll bei allen Tätigkeiten, die mit einem erhöhten Unfallrisiko behaftet sind, besonders vorsichtig sein.
  • Wir planen ausreichend Ruhe- und Entspannungsphasen ein, damit der Bewohner mit seinen Kräften haushalten kann.
  • Im Umgang mit dem Bewohner achten wir besonders strikt auf die Hygienemaßnahmen. Dazu zählen die Körperhygiene sowie die Schaffung einer keimarmen Umgebung.
  • Wir ermutigen den Bewohner, seine gewohnten Freizeitaktivitäten seiner Krankheit anzupassen und auf die reduzierten Kraftreserven Rücksicht zu nehmen. Er sollte seine Hobbys aber nicht aufgeben.
  • Der Bewohner soll das Rauchen aufgeben.
medikamentöse Therapie
  • Bei CLL erfolgt die medikamentöse Therapie zumeist erst in späten Krankheitsstadien, wenn etwa der Bewohner über deutliche Beschwerden klagt oder eine Blutarmut auftritt. Auch ein Mangel an Blutplättchen sowie eine zu hohe Zahl an weißen Blutkörperchen erfordern häufig die Applikation zusätzlicher Arzneimittel.
  • Da betroffene Bewohner anfälliger für Infektionen sind, sollten sie gegen verschiedene Krankheiten geimpft werden. Dazu zählen etwa Pneumokokken und Influenza.
  • Wir achten sehr sorgfältig auf Anzeichen für Erkältungskrankheiten und für andere Infektionen. Diese müssen frühzeitig erkannt und ärztlich therapiert werden.
  • Ein entscheidendes Kriterium für den Beginn und für die Intensität der medizinischen Behandlung ist das subjektive Krankheitsgefühl des Bewohners. Wir suchen daher den Dialog mit dem Bewohner und befragen ihn zu seinem Befinden.
Nachbereitung: Prognose
  • Im Vergleich zu anderen Leukämieformen ist die Prognose gut. In den ersten Jahren wird die Lebensqualität nicht spürbar eingeschränkt. Der weitere Krankheitsverlauf gestaltet sich häufig eher schleichend und kann Jahrzehnte dauern. Todesfälle sind vielfach die Folge von Infektionen, die durch die Immunschwäche unkontrollierbar wurden. Viele erkrankte Senioren versterben aber letztlich nicht an CLL, sondern an einer anderen alterstypischen Erkrankung wie etwa Demenz.
  • Eine Heilung der Erkrankung kann nur durch eine Knochenmarktransplantation erreicht werden. Diese Maßnahme kommt bei den meisten Betroffenen aufgrund des fortgeschrittenen Lebensalters aber nicht mehr in Betracht.
weitere Maßnahmen
  • Im weiteren Verlauf der Erkrankung ist damit zu rechnen, dass die körperlichen Fähigkeiten des Bewohners mehr und mehr nachlassen werden. Dieses hat auch Auswirkungen auf die Fähigkeit, sich aktiv an Pflegemaßnahmen zu beteiligen. Daher muss die Pflegeplanung regelmäßig auf den aktuellen Stand gebracht werden.
  • Bei relevanten Veränderungen des Gesundheitszustands des Bewohners wird der behandelnde Arzt informiert. Alle Beobachtungen werden ebenso wie die eingeleiteten Maßnahmen sorgfältig dokumentiert.
Dokumente:
  • Pflegebericht
  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Pflegeplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • alle Pflegekräfte
 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Blutkrebs; CLL; Krebs; Leukämie
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