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Version 1.05 - 2016

Standard "Pflege von Senioren mit einem Pusher-Syndrom"

 
Senioren mit einem Pusher-Syndrom sind immer etwas "neben der Spur". Wir zeigen Ihnen, wie Ihr Pflegeteam Betroffenen effektiv helfen kann.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Pflege von Senioren mit einem Pusher-Syndrom"
Definition:
  • Das Pusher-Syndrom ist eine Körperbildstörung, die gehäuft bei Schlaganfallpatienten auftritt. Beim Pflegebedürftigen ist die subjektive Mittellinie des Körpers in Richtung der mehr betroffenen Seite verschoben. Der Betroffene drückt und schiebt aktiv, um seinen Körper in eine Position zu bringen, die er für symmetrisch hält. Tatsächlich jedoch ist die Haltung schief.

  • Wenn Pflegekräfte die Haltung des Bewohners verändern und ihn aufrichten möchten, wirkt dieses auf ihn, als würde er umgestoßen werden. Durch entsprechenden Gegendruck versucht er, dieses zu kompensieren.
  • Das zentrale Pflegeproblem bei einem Pusher-Syndrom ist die erhöhte Sturzgefährdung.
Grundsätze:
  • Die Versorgung von Senioren mit einem Pusher-Syndrom ist anstrengend. Es kann leicht der falsche Eindruck entstehen, dass der Bewohner bewusst nicht "mitmachen will" oder sogar aktiv "dagegen arbeitet". Es ist also wichtig, bei der Betreuung geduldig und nachsichtig vorzugehen.
Ziele:
  • Der Bewohner erkennt, dass seine Körperhaltung asymmetrisch ist.
  • Der Pflegebedürftige lernt, sich eigenständig in eine gerade Körperhaltung zu bringen.
  • Er hält die vertikale Position auch, wenn er andere Tätigkeiten ausführt und davon abgelenkt ist.
  • Ein Sturz wird vermieden.
Vorbereitung:
  • Wir achten auf die typischen Symptome, die für ein Pusher-Syndrom sprechen. Es ist wichtig, diese Störung von z.B. Schiefhaltungen wegen Arthroseschmerzen zu unterscheiden.
  • Liegend im Bett nehmen viele Pflegebedürftige in Rückenlage eine "C-Haltung" ein. Der Körper ist also gekrümmt. Zudem rutschen Betroffene gehäuft in Richtung Bettende.
  • Wenn sich der Bewohner auf eine Bank oder auf einen Stuhl setzt, so nimmt er eine schiefe Sitzhaltung ein. Das Körpergewicht ruht größtenteils auf der mehr betroffenen Seite. Auch der Kopf ist zur mehr betroffenen Seite gekippt. Der Körperrumpf ist einseitig rotiert.
  • Der weniger betroffene Arm drückt auf der Armlehne den Oberkörper in die Fehllage. Der mehr betroffene Arm und das mehr betroffene Bein bleiben inaktiv.
  • Der Tonus der mehr betroffenen Seite ist niedrig.
  • Bei milden Krankheitsverläufen ist die Haltung nur leicht ungerade. Bei umfassenderen neurologischen Beeinträchtigungen ist die Schieflage ggf. so erheblich, dass der Bewohner das Gleichgewicht verliert und umkippt.
  • Wenn der Bewohner steht, stellt er häufig den mehr betroffenen Fuß vor den weniger betroffenen Fuß. Dadurch ist die Stehposition instabil.
Durchführung:
  • In leichteren Fällen kann der Bewohner auf eine schiefe Sitzhaltung aufmerksam gemacht werden. Er korrigiert dann seine Position.
  • Wenn der Bewohner sitzt, kann unter das Gesäß der mehr betroffenen Seite ein kleines Kissen gelegt werden. Die Körperhaltung wird dadurch symmetrischer.
  • Senioren mit einem Pusher-Syndrom sollten nicht unnötig lange Zeit sitzen.
  • Wir beachten, dass eine ungleichmäßige Gewichtsverteilung das Dekubitusrisiko steigert. Wir intensivieren die Prophylaxemaßnahmen. Die Haut am Gesäß wird regelmäßig auf Druckschäden untersucht.
  • Die Pflegekraft setzt sich neben den Bewohner auf die weniger betroffene Seite. Wenn der Pflegebedürftige nun zur mehr betroffenen Seite kippt, entsteht eine Lücke zwischen dem Bewohner und der Pflegekraft. Dieses sollte der Bewohner bemerken und seine Lage entsprechend korrigieren.
  • Der Bewohner sollte ein sog. "visuelles Feedback-Training" erhalten. Dieses wird von einer Physiotherapeutin durchgeführt. Der Bewohner lernt, vertikale Objekte zu erkennen (wie etwa einen Türrahmen) und sich daran orientiert auszurichten.
  • Wir intensivieren die Maßnahmen im Rahmen der Sturzprophylaxe. Insbesondere sollte der Einsatz von Hüftprotektoren erwogen werden.
Nachbereitung:
  • In vielen Fällen lässt die Pusher-Symptomatik nach einigen Monaten wieder nach. Wir stellen sicher, dass die Pflegeplanung dieser Entwicklung folgt.
Dokumente:
  • Berichtsblatt
  • Leistungsnachweis
  • Pflegeplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • alle Pflegekräfte
 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Hemiplegie; Pusher-Syndrom; Schlaganfall; Apoplexie
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.