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Version 2.05a - 2017

Standard "Sinnesstimulierungs- und Entspannungstherapie"

 
Es funktioniert. Nur weiß leider niemand warum. Aber auch ohne pflegewissenschaftliche Basis hat sich das Snoezelen-Prinzip durchgesetzt. Wir zeigen Ihnen, wie Sie diese Technik als "Sinnesstimulierungs- und Entspannungstherapie" in der täglichen Arbeit mit demenziell erkrankten Senioren planen und durchführen können.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Sinnesstimulierungs- und Entspannungstherapie"
Definition:
  • Die Sinnesstimulierungs- und Entspannungstherapie (kurz "SET") beschreibt ein Konzept, das auf dem Anbieten von verschiedenen Reizen basiert. Dazu zählen Licht, Musik und Geräusche, Gerüche sowie geschmackliche Anregungen. Damit sich der Bewohner auf diese sensorischen Eindrücke konzentrieren kann, wird er für die Dauer der Therapie von äußeren Reizen weitgehend abgeschottet. Für die SET stellen wir einen eigenen Raum bereit, der den Erfordernissen entsprechend ausgestattet ist.
  • Zusätzlich dazu ist “mobiles SET” möglich. Dafür wird das für das SET notwendige Material auf einem Rollwagen zum Bewohner gefahren. Mobiles SET ist sinnvoll bei Pflegebedürftigen, die krankheitsbedingt ihr Bett nicht verlassen können. Dazu kommt, dass einige Demenzkranke Angst vor dem SET-Raum haben und diesen nicht betreten möchten; bzw. sich dort nicht entspannen können.
  • Anders etwa als die Basale Stimulation oder die Validation ist die Sinnesstimulierungs- und Entspannungstherapie kein einheitliches Konzept. Es gibt keine Institution, die die zentralen Inhalte vorgibt. Stattdessen existieren zahllose verschiedene Durchführungsoptionen.
  • Hauptkritikpunkt an dieser Technik ist die lückenhafte wissenschaftliche Begleitung. Die Effektivität dieses Konzepts wurde bislang durch Studien nicht hinreichend belegt. SET wurde in den 70er-Jahren entwickelt und nimmt stilistisch starke Anleihen an der damaligen Tanz- und Musikkultur. Dieses führte zur spöttischen Bezeichnung “Disco für Demente”.
Hinweis: In dieser Textvorlage haben wir uns dazu entschlossen, den Begriff "Snoezelen" nicht zu nutzen, da dieser markenrechtlich geschützt ist. Wir verwenden stattdessen die Bezeichnung "Sinnesstimulierungs- und Entspannungstherapie" kurz "SET". Es gibt aber keinerlei inhaltliche Unterschiede.
Grundsätze:
  • Es ist uns bewusst, dass die Wirkungsweise von SET zwar in der Praxis sichtbar ist, es allerdings nur wenig wissenschaftliche Forschung zu diesem Thema gibt.
  • Der Bewohner soll - soweit er dieses kann - selbst entscheiden, welche Elemente der SET er nutzen möchte. Dieses umfasst die Form, Intensität, Reihenfolge und Dauer der Reize.
  • Beim fremd bestimmten SET, etwa für Bewohner mit fortgeschrittener Demenz, ist eine besonders genaue Beobachtung erforderlich, um Zustimmung oder Ablehnung eines Reizes zu bemerken.
  • Im Dialog mit dem Bewohner werden die Grundsätze der Validation beachtet.
Ziele:
  • Der Bewohner entspannt sich. Er legt jede Form von Leistungsstress ab.
  • Die Lebensqualität und das Wohlbefinden werden gesteigert.
  • Neue Sinneseindrücke werden vermittelt.
  • Der Bewohner ist in der Lage, Reize besser zu verarbeiten.
  • Wir wecken die Neugier und ermöglichen Staunen.
  • Der Bewohner ist in der Lage, seine Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Reiz zu richten. Die Konzentrationsfähigkeit wird gesteigert.
  • Der Bewohner verarbeitet Krisen besser.
  • Zuwendung, Sicherheit und Geborgenheit werden spürbar.
  • Der Bewohner wird in die Lage versetzt, seinen eigenen Körper bewusster zu erleben.
  • Pflegekräfte erleben den Bewohner nicht ausschließlich als "Pflegefall", sondern als Menschen, der Spaß am Leben haben kann.
Vorbereitung: Indikation / Kontraindikation
  • Primär eignet sich SET für Pflegebedürftige, die von Umweltreizen schnell überfordert sind. Dieses etwa, weil sie unter einer demenziellen Erkrankung leiden.
  • SET ist sinnvoll bei verhaltensauffälligen, aggressiven und autoaggressiven Senioren.
  • SET kann sowohl geplant als auch spontan genutzt werden. Etwa, wenn ein Bewohner im Umgang mit Mitbewohnern aggressives Verhalten zeigt.
  • SET ist eine Ergänzung zu anderen Therapien für demenziell erkrankte Bewohner und kein Ersatz.
  • Wir setzen SET auch als Teil der Sterbebegleitung ein.
  • Grenzen und Gefahren der SET:
    • Häufig vergeht viel Zeit, bis SET bei demenziell erkrankten Bewohnern Erfolge zeigt. Wir setzen daher weder Bewohner unter "Leistungsdruck", noch sind wir selbst enttäuscht, wenn Resultate ausbleiben.
    • SET sollte tendenziell eher sparsam eingesetzt werden. Insbesondere Demenzpatienten können von der Situation schnell überfordert sein.
    • Es ist uns bewusst, dass SET den Bewohner einer künstlichen Situation aussetzt, die sich von der Realität deutlich unterscheidet. SET kann sich daher ggf. auch negativ auf die Orientierungssituation des Bewohners auswirken.
    • Da SET den Menschen emotional anspricht, können auch negative Gefühle wieder an die Oberfläche kommen.
    • SET fördert keine intellektuellen oder sprachlichen Fähigkeiten.
Organisation
  • Für die SET wird ein entsprechender Raum zur Verfügung gestellt. Dieser sollte für alle Wohnbereiche einfach zu erreichen sein und in einem ruhigen Abschnitt des Gebäudes liegen. Wichtig ist auch eine gute Belüftung.
  • Wir benennen einen Verantwortlichen für den SET-Raum. Dieser sorgt für Ordnung, dekoriert um und sichert durch eine Terminverwaltung, dass der Raum gerecht von allen Wohngruppen und Bewohnern genutzt werden kann.
Einrichtung und Ausstattung des SET-Raumes
  • Bei der Ausstattung der Räume werden die Bewohner beteiligt. Ggf. kann die Bastelgruppe einzelne Elemente beisteuern.
  • Der SET-Raum wird zunächst mit wenigen Geräten ausgestattet und später sukzessive erweitert. Eine Überfrachtung mit zu vielen Elementen soll vermieden werden.
  • Bei Demenzkranken sollte auf schnell wechselnde Lichteffekte, wie z. B. Lichtprojektionen oder eine Spiegelkugel verzichtet werden, da das zu einer Überforderung führen kann.
  • Wir lassen uns alle technischen Elemente vor dem Kauf und der Integration in den SET-Raum in Funktion vorführen.
  • Der Raum sollte angenehm temperiert sein; also etwa 22 bis 24 °C.
  • Dunkle Ecken werden ausgeleuchtet, da demenziell erkrankte Bewohner Angst bekommen könnten.
Sitzen und liegen:
  • bequeme Sessel, ggf. Sitzsäcke oder Hängestühle
  • Massagematte
  • Liegen, ggf. Vibrationswasserbetten
  • Hängematten
  • Hollywoodschaukel
  • Kugelbad
  • bunte und weiche Kissen
Dekoration:
  • bunte Wandteppiche
  • weicher Teppichboden
  • Netz von kleinen Glühbirnen, die einen Sternenhimmel bilden
  • Leuchtkugeln
  • jahreszeitliche Dekoration (Blätter, Früchte, Hölzer, Blumen usw.)
Ausstattung
  • Ventilator
  • gläserne Blasensäulen
  • Musikanlage und CDs mit Entspannungsmusik, leichter klassischer Musik, Vogelstimmen oder Meeresrauschen
  • Lampe mit Faseroptiksträngen und Lichtschnüre (keine Kerzen: Brandgefahr!)
  • Aromastoffverdampfer oder Aromasteine
  • Windspiele aus Metall, aus Holz oder aus Glas
  • Tastwände mit verschiedenen Materialien
  • Musikinstrumente
  • Lichtorgel
essen und trinken
  • Obst und Gemüse passend zur Jahreszeit, zerkleinert und appetitlich angerichtet


  • +++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++

 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Sinnesstimulierung; Entspannungstherapie; Snoezelen
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