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Version 1.05 - 2016 |
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Standard "Anwendung von wirkstoffhaltigen Pflastern" |
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Wirkstoffpflaster
werden häufig als ebenso schonende wie harmlose Alternative zur
Tablette oder gar zur Spritze missverstanden. Tatsächlich jedoch ist
die Anwendung ebenso risikobehaftet wie alle anderen Applikationsformen
auch. |
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Wichtige Hinweise:
- Zweck unseres Musters ist es nicht,
unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser
Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und
an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
- Unverzichtbar ist immer auch eine
inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte,
da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen.
Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten
Krankheitsbildern kontraindiziert.
- Dieser Standard eignet sich für die
ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen
jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen
"Patient".
Dieses Dokument ist auch
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Standard "Anwendung von wirkstoffhaltigen Pflastern" |
Definition:
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- Bei transdermalen therapeutischen Systemen
(kurz "TTS") wird der Wirkstoff mithilfe eines speziellen Pflasters
appliziert. Das Arzneimittel wird langsam aus dem Pflaster an die Haut
abgegeben, von dieser resorbiert und in den Blutkreislauf
weitergeleitet.
- Diese Form der Medikamentenverabreichung ist
insbesondere zur Schmerzbehandlung, zur Langzeittherapie der Angina
Pectoris sowie zur Hormontherapie üblich.
- Zentraler Vorteil ist die kontinuierliche
Wirkstoffabgabe über einen längeren Zeitraum. Dieses ist für den
Organismus i.d.R. weniger belastend.
- Wirkstoffhaltige Pflaster werden zumeist gut
akzeptiert, da die Applikation schmerzfrei ist. Vielen Senioren ist
diese Verabreichungsform überdies aus der Raucherentwöhnung bekannt.
- Es gibt zwei verschiedene Formen von TTS:
- Bei einem sog. "Matrixpflaster" ist der
Wirkstoff direkt in die gelartige Trägermasse ("Matrix") eingearbeitet.
Er diffundiert nach dem Aufbringen in das Hautgewebe. In der Haut
direkt unter dem Pflaster bildet sich ein Wirkstoffdepot. Das Pflaster
darf nicht entfernt und an anderer Stelle erneut aufgeklebt werden, da
dann die gleichmäßige Aufnahme des Arzneimittels beeinträchtigt wäre.
- Bei einem sog. "Membranpflaster" befindet
sich das Depot im Pflaster selbst. Der Wirkstoff muss eine dünne
Membran durchdringen und wird dann in der Haut resorbiert. Das Pflaster
kann daher kurzzeitig entfernt und später wieder aufgeklebt werden,
etwa wenn der Bewohner baden oder duschen soll. Das Depot eines
Membranpflasters ist anfällig für mechanische Beschädigungen. Das
Pflaster darf also bei der Lagerung oder bei der Applikation nicht
geknickt oder zerschnitten werden. Es besteht das Risiko einer
schlagartigen Freisetzung der Gesamtdosis ("Dose-Dumping") und folglich
von Nebenwirkungen als Folge der Überdosierung.
- Das Wechselintervall schwankt je nach Produkt. Manche Pflaster werden täglich, andere wöchentlich erneuert.
- Es kann mehrere Stunden dauern, bis eine
ausreichende Menge des Medikaments resorbiert wurde, um die gewünschte
Wirkung zu erreichen. Insbesondere zu Beginn einer Schmerztherapie ist
es daher notwendig, den Wirkstoff ergänzend oral oder per Injektion
zuzuführen. Ähnliches gilt für die Linderung von kurzfristigen
Schmerzspitzen. Wirkstoffpflaster sind dafür nicht geeignet, sondern
sollten um eine entsprechende Bedarfsmedikation ergänzt werden.
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Grundsätze:
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- Wirkstoffhaltige Pflaster werden häufig
unterschätzt, weil hier das Medikament lediglich über die Haut
aufgenommen wird, also weder geschluckt noch injiziert wird.
Tatsächlich jedoch handelt es sich ggf. um hochwirksame Arzneimittel.
Eine fehlerhafte Applikation kann die angestrebte Wirkung abschwächen.
Auch ggf. gesundheitsbedrohliche Überdosierungen sowie Wechselwirkungen
mit anderen Wirkstoffen sind möglich. Der Begriff "Pflaster" ist also
angesichts der starken therapeutischen Effektivität nahezu eine
Verharmlosung.
- Wir beachten das Prinzip der aktivierenden
Pflege. Die Anwendung eines Wirkstoffpflasters ist vergleichsweise
einfach. Die meisten Bewohner sollten daher nach einer Einweisung in
der Lage sein, die Applikation eigenständig oder zumindest unter
Aufsicht vorzunehmen.
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Ziele:
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- Das Medikament entfaltet die gewünschte Wirkung.
- Die erforderliche Dosierung wird weder über- noch unterschritten.
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Vorbereitung: |
Material
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Wir stellen das notwendige Material zusammen:
- wirkstoffhaltiges Pflaster gemäß der ärztlichen Verordnung
- Einmalhandschuhe
- ggf. Schere
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weitere Maßnahmen
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- Wenn der Wirkstoff Körperfunktionen wie etwa
den Blutdruck oder den Puls beeinflusst, misst die Pflegekraft vor
jeder Applikation die Vitaldaten.
- Vor jedem Wechsel des Pflasters wird eine Prüfung gemäß der 6-R-Regel durchgeführt.
- Die Pflegekraft dokumentiert ein Schema für die verschiedenen Applikationsstellen am Körper des Bewohners für das Pflaster.
- Vor jeder Verabreichung stellt die Pflegekraft
sicher, dass das vorherige Pflaster zuvor entfernt wurde. Wenn die
Pflaster an verschiedenen Stellen aufgeklebt werden, kann es schnell
passieren, dass das alte Pflaster vergessen wird. Eine Überdosierung
wäre die Folge.
- Für die Applikation des Pflasters wird eine intakte Hautstelle benötigt, also ohne Narben, Wunden und Sonnenbrand.
- Der Hautbereich sollte - soweit möglich -
keinem permanenten Auflagedruck ausgesetzt sein, also etwa das Gesäß
oder der Rücken bei Senioren im Rollstuhl.
- Es ist wichtig, dass in dem Areal keine anderen Medikamente aufgebracht worden sind, also etwa Salben oder Tinkturen.
- Die Haut sollte möglichst frei von Kosmetika
sein. Dazu zählen auch Hautcremes, Öle und Lotionen. Diese beeinflussen
nicht nur die Resorption, sondern vermindern auch die
Klebeeigenschaften des Pflasters.
- Falls notwendig wird die Hautstelle vor der
Applikation des Pflasters gereinigt. Wir nutzen dafür nur reines
Wasser. Die Haut wird danach vorsichtig trocken getupft und nicht
trocken gerieben.
- Störende Haare werden mit einer Schere
entfernt. Eine Rasur könnte Mikroverletzungen verursachen und die
Aufnahme des Wirkstoffs steigern.
- Die Pflegekraft sollte beim Aufbringen des
Pflasters Einmalhandschuhe tragen. Sie vermeidet damit, dass sie selbst
mit dem Wirkstoff in Kontakt kommt. Überdies ist eine hygienische
Händedesinfektion erforderlich.
- Das Pflaster wird erst unmittelbar vor der
Applikation aus der Verpackung entnommen. Die Schutzpackung wird nicht
aufgeschnitten, da dabei das Pflaster beschädigt werden könnte.
Stattdessen reißt die Pflegekraft die Verpackung an den dafür
markierten Stellen vorsichtig auf. Die Klebeflächen des Pflasters
sollten möglichst wenig mit den Handschuhen berührt werden.
- Wirkstoffhaltige Pflaster dürfen i.d.R. nicht
zerschnitten werden. Der Wirkstoff würde ausfließen. Das Teilen des
Pflasters ist nur möglich, wenn dieses laut Beipackzettel ausdrücklich
erlaubt ist; also etwa bei seitlich nicht versiegelten Produkten und
bei vollflächigen Adhäsivschichten.
- Bei einigen Produkten ist die Wirkstoffschicht
des Pflasters mit einer zusätzlichen Schutzfolie abgedeckt. Wir stellen
sicher, dass diese entfernt wird, da ansonsten der Wirkstoff nicht in
die Haut übergehen kann. Die Pflegekraft sollte dabei die
Wirkstoffschicht nicht berühren.
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Durchführung:
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- Die Pflegekraft klebt das Pflaster faltenfrei
auf. Sie drückt es eine halbe Minute mit der flachen Hand fest. Dadurch
wird zumeist die Haftkraft gesteigert. Sie sollte den Wirkstoff aber
nicht einmassieren.
- Falls das Pflaster nicht ausreichend auf der Haut haftet, wird es mit zusätzlichen Pflasterstreifen fixiert.
- Das Pflaster und die umgebende Haut werden von
Wärmequellen ferngehalten. Dazu zählen Wärmekissen, Wärmflaschen,
Heizlüfter und Wärmestrahler. Durch Wärmeeinwirkung kann es dazu
kommen, dass das Arzneimittel schneller als vorgesehen freigesetzt und
über die Haut aufgenommen wird. Die Folge wäre eine Überdosierung.
- In keinem Fall wird auf dem Pflaster das Datum
des Aufklebens vermerkt. Die Lösungsmittel der Stiftfarbe könnten mit
dem Medikament interagieren. Zudem handelt es sich um eine
Doppeldokumentation.
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Nachbereitung: |
Allgemeines
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- Die Pflegekraft zieht das verbrauchte Pflaster
vorsichtig in Haarwuchsrichtung ab. Sie drückt danach die Klebeflächen
aneinander.
- Das
gebrauchte Pflaster wird sicher entsorgt,
also etwa in einem Plastikbeutel. Wir stellen sicher, dass es
insbesondere nicht in die Hände von Kindern gelangt. Auch ein
gebrauchtes Pflaster kann für ein Kind oder andere Personen tödlich
ein. (In d
+++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++
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Weitere Informationen
zu diesem Thema |
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Schlüsselwörter für diese Seite |
Medikament; Pflaster; Wirkstoffpflaster |
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Genereller
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bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert. |
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